• Klingt wie Hollywood, ist aber eine echte Nasa-Mission: Erstmals hat die US-Raumfahrtbehörde absichtlich eine Sonde in einen Asteroiden gesteuert.
  • Damit sollte getestet werden, ob im Ernstfall eine Abwehr möglich wäre.
  • Der Crash klappt - aber die richtige Forschungsarbeit fängt erst an.

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Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat erstmals absichtlich ein Raumfahrzeug in einen Asteroiden fliegen lassen, um dessen Flugbahn zu verändern. Die Nasa-Sonde Dart raste in der Nacht zum Dienstag mit mehr als 20.000 Stundenkilometern in den Asteroidenmond Dimorphos, wie auf Live-Bildern zu sehen war. "Aufprall bestätigt für die weltweit erste Testmission zur planetaren Verteidigung", verkündete die Nasa. Sie will mit der Mission testen, ob und wie sie Erde vor herannahenden Himmelskörpern schützen kann.

Die Sonde für das spektakuläre Experiment "Double Asteroid Redirection Test" (Doppelter Asteroiden-Umleitungstest), kurz Dart, war im November 2021 in Kalifornien gestartet. Dienstagfrüh schlug sie nun planmässig um 01:14 Uhr MESZ in den Asteroidenmond Dimorphos ein, der elf Millionen Kilometer von der Erde entfernt den Asteroiden Didymos umkreist.

Im Kontrollzentrum in Laurel im US-Bundesstaat Maryland brachen Ingenieure und Wissenschaftler in Jubel aus, als die Übertragung nach der Kollision endete. "Wir brechen auf in eine neue Ära - eine Ära, in der wir möglicherweise in der Lage sind, uns vor so etwas wie einem gefährlichen Asteroideneinschlag zu schützen", erklärte die Chefin der Nasa-Abteilung für Planetenforschung, Lori Glaze.

Getroffener Asteroidenmond so gross wie eine ägyptische Pyramide

Dimorphos, der mit einem Durchmesser von 160 Metern etwa so gross ist wie eine ägyptische Pyramide, war auf den Live-Bildern der Nasa rund eine Stunde vor der Kollision zum ersten Mal als Lichtfleck zu sehen. In den letzten Minuten vor dem Aufprall mit der Sonde, die etwa die Grösse eines Autos hatte, war dann sogar seine felsige Oberfläche zu erkennen.

Die Nasa will mit dem Experiment erproben, ob es möglich ist, den Kurs eines Asteroiden zu verändern. Durch den Aufprall soll die Umlaufbahn von Dimorphos leicht verändert werden: Die Umlaufzeit von bisher knapp zwölf Stunden soll um bis zu zehn Minuten verkürzt werden. Um einen gefährlichen Asteroiden an der Erde vorbeizulenken, wären bei einem frühzeitigen Eingreifen auch nur minimale Kursänderungen nötig.

Die Sonde selbst wurde bei dem Zusammenstoss mit Dimorphos zerstört. Wenige Minuten nach dem Aufprall sollte aber ein kleiner Satellit, der vor ein paar Wochen von dem Raumfahrzeug abgedockt war, an der Kollisionsstelle vorbeifliegen und Nahaufnahmen von ihr liefern. Es wird allerdings Wochen und Monate dauern, bis diese Bilder auf der Erde eintreffen. Auch Teleskope auf der Erde und im All, darunter das extrem leistungsfähige James-Webb-Teleskop, sollen das Experiment beobachten.

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ESA-Mission soll Auswirkungen des Einschlags analysieren

Für eine noch genauere Untersuchung will die Europäische Weltraumagentur (ESA) 2024 ihre Sonde Hera losschicken, die den Asteroiden zwei Jahre später erreichen soll. Die Mission, an der das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) massgeblich beteiligt ist, soll die Beschaffenheit von Dimorphos und die Auswirkungen des Einschlags analysieren.

Von den Milliarden Asteroiden und Kometen in unserem Sonnensystem werden nur sehr wenige als potenziell gefährlich für die Erde eingestuft. Für die kommenden 100 Jahre wird mit keinem Einschlag gerechnet. Aber "ich garantiere Ihnen, wenn man lang genug wartet, wird es ein Objekt geben", sagte Nasa-Chefwissenschaftler Thomas Zurbuchen.

Das lehrt auch die Weltraum-Geschichte: Vor etwa 66 Millionen Jahren schlug im heutigen Mexiko der rund zehn Kilometer grosse Chicxulub-Asteroid ein. Er sorgte für einen Dauer-Winter und wird mit dem Aussterben der Dinosaurier sowie drei Viertel aller übrigen damaligen Arten in Verbindung gebracht. Der Einschlag eines Asteroiden von der Grösse von Dimorphos hätte zwar nur regionale Auswirkungen. Er hätte aber mehr Wucht als jede Atombombe und könnte eine ganze Stadt zerstören. (AFP/dpa/lh)

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