Bei der Pluto-Mission "New Horizons" geht es um Flugstrecken von mehreren Milliarden Kilometern und Geschwindigkeiten von Zigtausenden von Stundenkilometern. Solche Dimensionen sprengen schon die menschliche Vorstellungskraft. Doch das Projekt ist gespickt mit weiteren Kuriositäten.
Pluto kreist in rund sechs Milliarden Kilometern Entfernung am äusseren Rand unseres Planetensystems um die Sonne. Die Entfernung zur Erde ist so gross, dass auch die stärksten Teleskope keine detaillierten Bilder von seiner Oberfläche machen können. Die Nasa hat deshalb mit "New Horizons" eine Sonde ans Ende unseres Sonnensystems geschickt, die den Wissenschaftlern Informationen über die Beschaffenheit des Zwergplaneten und seiner fünf Monde liefern soll. Und die Mission ist nicht allein wegen der grossen Entfernung zur Erde einzigartig:
Plötzlich waren’s nur noch acht
Als die Sonde "New Horizons" am 19. Januar 2006 von Cape Canaveral in Florida aus ihre langjährige Reise begann, war Pluto offiziell noch der neunte Planet unseres Sonnensystems. Doch im August desselben Jahres ordnete die Internationale Astronomische Union die Planeten neu und Pluto erfüllte danach nicht mehr die Kriterien für die Definition als Planet.
In den Jahren davor hatten Wissenschaftler entdeckt, dass in seiner Umlaufbahn noch weitere Himmelskörper kreisen. Als Planet gilt ein Objekt nur dann, wenn es mit seiner Schwerkraft alle anderen Körper aus seiner Bahn geräumt hat. Ausserdem fanden Forscher heraus, dass es ausserhalb der Umlaufbahn Neptuns weitere ähnliche Objekte wie Pluto gibt. Diese Körper werden seitdem in die neue Kategorie der Zwergplaneten geordnet.
Pluto – ein eisiger Winzling
Seit seiner Entdeckung im Jahr 1930 war Pluto immer ein Sonderling im Sonnensystem. Die vier inneren Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars bestehen hauptsächlich aus Gestein. Die nächsten vier – Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun – sind dagegen gigantische Gasplaneten. Und dann gab es da noch Pluto.
Der nach dem griechischen Gott der Unterwelt benannte Himmelskörper besteht zu einem Drittel aus Eis und zu zwei Dritteln aus Gestein. In seinem Eiskern vermuten Forscher einen Ozean. Und Pluto ist vergleichsweise klein: Er hat einen Durchmesser von nur rund 2.400 Kilometern. Sogar unser Erdenmond ist mit 3.500 Kilometern deutlich grösser. Die Sonne umkreist der Eiszwerg in 248 Erdenjahren. Inzwischen ist bekannt, dass Objekte wie Pluto zu Zigtausenden bei der Entstehung des Sonnensystems übrig geblieben sind. Sie bilden den Kuipergürtel am Rand unseres Sonnensystems.
Konzertflügel mit einem Affentempo
Die Konstrukteure von "New Horizons" legten besonderen Wert darauf, Gewicht einzusparen. Die Sonde in der Grösse eines Konzertflügels wog zu Beginn ihrer Reise im Januar 2006 478 Kilo. Dadurch konnte sie mit einer Geschwindigkeit von 57.600 Stundenkilometern die Erde verlassen – das machte sie zum schnellsten von Menschen hergestellten Objekt, das in den Weltraum geschickt wurde. Durch den Nahvorbeiflug am Jupiter im Februar 2007 wurde "New Horizons" auf ihre endgültige Reisegeschwindigkeit von unvorstellbaren 83.600 Stundenkilometern beschleunigt.
Das Ziel der Sonde liegt rund sieben Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. Die enorme Geschwindigkeit machte es erst möglich, dass sie den Pluto nach neun Jahren Reisezeit erreichen konnte, sie stellt aber gleichzeitig ein grosses Risiko dar: Bei dem Tempo könnte schon der Zusammenprall mit einem Objekt in der Grösse eines Reiskorns die Sonde schwer beschädigen.
Der Pluto-Entdecker reist mit
Die Forscher, die "New Horizons" auf den Weg brachten, haben nicht alles nach streng rationalen Gesichtspunkten optimiert. Sie liessen es sich nicht nehmen, der Sonde einige sentimentale Andenken mitzugeben. So trägt sie etwas Asche des 1997 verstorbenen Wissenschaftlers Clyde Tombaugh bei sich. Dieser hatte den Pluto im Jahr 1930 entdeckt. Im Gepäck hat sie ausserdem eine CD mit den Namen von 434.000 Menschen, die auf einen entsprechenden Aufruf geantwortet hatten sowie eine amerikanische Briefmarke aus dem Jahr 1991, die den Aufdruck "Pluto: Not Yet Explored" ("Pluto: Noch nicht erforscht") trägt.
Studenten erforschen das All
Für "New Horizons" wurden sieben spezielle Instrumente entwickelt. Diese sollen es der Sonde ermöglichen, die Fragen zu beantworten, die der Zwergplanet den Forschern aufgibt. Eines dieser Instrumente ist "Venetia". Es zählt über den gesamten Reiseweg Staubpartikel und ermittelt ihre Masse. Das besondere an "Venetia" ist, dass es von Studenten entwickelt wurde. Die Angehörigen der University of Colorado sind die ersten Studenten, die ein Instrument auf eine planetare Mission der Nasa schicken durften.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.