So hoch über der Erde waren zuletzt die Astronauten der letzten Apollo-Mission. Die "Polaris Dawn" hat ihren ersten sprichwörtlichen Höhepunkt erreicht. Donnerstagmorgen steht nun ein besonders heikler Teil der privaten Weltraummission bevor.

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Der höchste Punkt der Mission ist erreicht, nun stehen bei den vier Privat-Astronauten der Mission "Polaris Dawn" die Ausseneinsätze in dafür erstmals genutzten Raumanzügen an. Die Besatzung werde am Donnerstag, 8.23 Uhr MESZ, den Ausstieg aus dem Crew Dragon versuchen, teilte das Raumfahrtunternehmen SpaceX mit. Falls erforderlich, gebe es tags darauf, am Freitag, den 13., zur gleichen Zeit eine Ersatzmöglichkeit.

Der milliardenschwere Unternehmer Isaacman führt die bis zu fünf Tage dauernde Mission in Abstimmung mit SpaceX-Gründer Elon Musk, der am Boden bleibt. Mit Isaacman waren Kidd Poteet, Sarah Gillis und Anna Menon an Bord des Crew Dragon mit einer Falcon-9-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral an der Westküste Floridas aus ins All gestartet.

Menschen waren zuletzt bei Apollo-Mission so hoch

Wenige Stunden nach dem Start am Dienstag hatte die privat finanzierte Weltraummission ihre maximale Höhe von 1.400 Kilometern über der Erde erreicht, wie SpaceX beim Kurznachrichtendienst X mitteilte. Das sei die grösste Entfernung von Menschen zur Erde seit den letzten Apollo-Missionen zum Mond in den frühen 1970er-Jahren. Zum Vergleich: Die ISS befindet sich in etwa 400 Kilometern Höhe.

Jared Isaacman und Sarah Gillis wollen nacheinander jeweils für etwa 20 Minuten aussteigen. Sie schweben dabei nicht frei im Weltraum, sondern bleiben über Fussschlaufen an einer Art Leiter befestigt. Mit Atemluft werden sie über einen Schlauch aus dem Raumfahrzeug versorgt – nicht wie bei Ausseneinsätzen an der Raumstation ISS aus einem in eine Art Rucksack integrierten Tank.

"Erster kommerzieller Weltraumspaziergang"

Ein weiterer Unterschied ist, dass der Crew Dragon anders als die ISS keine Schleuse für Ausstiege besitzt. Für die in der Kapsel bleibenden Astronauten bedeutet das, dass sie ebenfalls in ihre von SpaceX entwickelten Raumanzüge schlüpfen müssen, weil sie bei offener Luke dem Vakuum des Weltraums ausgesetzt sind und es keine Atemluft mehr in der Kabine gibt.

Vorbereitend durchläuft die Besatzung bereits einen sogenannten Pre-Breathe-Prozess. Dabei wird dem Blut langsam Stickstoff entzogen, damit das Gas keine Bläschen in Gewebe und Blutkreislauf bildet, wenn sich der Druck ändert. Beim "ersten kommerziellen Weltraumspaziergang" – wie es auf der Website des Projekts heisst – soll der Anzug grössere Mobilität als bisherige Anzüge gewährleisten. Zudem bietet er ein im 3D-gedruckten Helm eingebautes Display, eine Kamera sowie neue Materialien zur besseren Wärmeregulierung im eiskalten All.

Privat-Astronauten setzen sich riskantem Test aus

Bei Ausseneinsätzen sind Astronauten einer höheren Gefahr als in Raumschiffen ausgesetzt. Die Orientierung in der Schwerelosigkeit ist anspruchsvoll, zudem muss die Ausrüstung extreme Temperaturschwankungen ausgleichen, Sauerstoff bereitstellen und vor Strahlung im All schützen. Lebensbedrohlich kann es werden, wenn die Sauerstoffversorgung gestört ist oder ein Astronaut vom Raumschiff getrennt wird. Normalerweise werden bei Ausseneinsätzen, zum Beispiel an der ISS, Wartungsarbeiten oder Experimente durchgeführt. Für den Erfolg von Missionen zum Mond und Mars gelten sie als entscheidend.

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SpaceX will die Anzüge für spätere Missionen zum Mond und zum Mars testen. Von den Privat-Astronauten sollen zudem Experimente, etwa zu den Auswirkungen von Raumflug und Weltraumstrahlung auf die menschliche Gesundheit, durchführt werden. Auch eine laserbasierte Kommunikationstechnik des satellitengestützten Internetprogramms Starlink soll getestet werden.

Vorbereitung für Langzeitmissionen auf dem Mars

Der Start von "Polaris Dawn" war wegen ungünstigen Wetters mehrmals verschoben worden. Zuletzt hatte die US-Luftfahrtbehörde FAA der Falcon 9 zudem wegen eines Vorfalls bei einem früheren Start zeitweise die Starterlaubnis entzogen.

"Für den Bau einer Basis auf dem Mond und einer Stadt auf dem Mars werden Millionen Raumanzüge benötigt", hiess es von den Projektplanern. "Die Entwicklung dieses Anzugs und die Durchführung des Weltraumspaziergangs werden wichtige Schritte hin zu einem skalierbaren Design für Raumanzüge für zukünftige Langzeitmissionen sein, da das Leben multiplanetarisch wird." Eine Kolonie auf dem Mars – das ist das langfristige Ziel der US-Weltraumbehörde Nasa. Mit dem "Artemis"-Programm will sie dafür aber zuerst – und zum ersten Mal seit mehr als einem halben Jahrhundert – wieder Menschen auf den Mond bringen. Eine Basis auf dem Erdtrabanten soll die Grundlage für Missionen zum Mars bilden.

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Die eigentlich für November 2024 geplante bemannte Mondumrundung im Zuge von "Artemis 2" musste die Nasa allerdings gerade wegen Problemen mit Rakete und Raumschiff auf September 2025 verschieben, die geplante bemannte Mondlandung "Artemis 3" auf September 2026.

Musk will Reise zum Mond schon früher antreten

SpaceX-Chef Elon Musk will die lange Reise zum Mars aber trotzdem schon im übernächsten Jahr antreten – wenn auch erst einmal ohne Astronauten. "Die ersten Raumschiffe zum Mars werden in zwei Jahren starten, wenn das nächste Transferfenster Erde-Mars geöffnet wird", schrieb der Milliardär am Wochenende auf seiner Plattform X. Damit solle die Zuverlässigkeit von Landungen auf dem Planeten getestet werden.

"Wenn diese Landungen gut verlaufen, werden die ersten bemannten Flüge zum Mars in vier Jahren stattfinden", schrieb er weiter. Musk geht davon aus, dass eine sich selbst versorgende Stadt auf dem Mars in 20 Jahren möglich ist. (dpa/bearbeitet von mak)

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