Ein Dutzend deutsche Männer waren schon im Weltraum, aber noch keine Frau – bis vor Kurzem: Rund vier Tage lang flog Rabea Rogge um die Erdpole. Ihre Mission könnte erst der Anfang sein.
Die Berliner Robotikforscherin Rabea Rogge (29), die als erste deutsche Frau im Weltall war, will mit ihrem Raumflug junge Menschen und insbesondere Frauen inspirieren. "Ich masse mir jetzt nicht an, zu sagen, ich vertrete alle Frauen", sagte Rogge der Deutschen Presse-Agentur. Andererseits wisse sie, wie wichtig Vorbilder seien. "Ich habe das selbst gemerkt. Deswegen trage ich auch Verantwortung. Ich würde mich freuen, wenn ein Effekt der Mission wäre, nicht nur Frauen, sondern Menschen generell mehr für Technologie und Wissenschaft zu begeistern und gross träumen zu lassen."
Rogge hatte mit drei Crew-Mitgliedern in einer "Dragon"-Raumkapsel rund vier Tage lang im All geforscht und war Anfang April im Meer vor der US-Küste gelandet. "Bei der Rückkehr aus der Schwerelosigkeit dachte ich, dass ein Elefant auf meinem Brustkorb sitzt", sagte sie. "Nach dreieinhalb Tagen hatte mein Körper wohl verlernt, was Schwerkraft ist." Auf den eigenen Beinen aus der Kapsel zu steigen, sei "wirklich anspruchsvoll" gewesen.
Rabea Rogge: Wer fliegt, hat Verantwortung
Rogge war mit der Mission "Fram2" – benannt nach einem norwegischen Polarforschungsschiff aus dem 19. Jahrhundert – auf einer neuen Umlaufbahn über die Polarregionen der Erde geflogen. Für die Mission hatte ein Milliardär das Raumfahrtunternehmen SpaceX von Tech-Milliardär Elon Musk beauftragt.
Ihr Flug habe sie in ihrer Ansicht bekräftigt, dass der Mensch den Weltraum weiter erkunden müsse. "Wer weiss, was wir noch entdecken? Wir haben so viel zu lernen", meinte Rogge. Wer ins All fliegen dürfe, habe die Verantwortung, die Zeit für Forschung zu nutzen und die Öffentlichkeit mitzunehmen. "Menschen sollten den Mut haben, zu träumen und diese Träume auch zu verwirklichen."
Menschheitstraum vom Fliegen
Sie selbst träume nach ihrer Rückkehr noch gelegentlich von dem Flug. "Der Blick auf die Erde, dieses perfekte Wunder unter den Sternen, holt mich ab und zu ein." Persönlich könne sie sich ein stärkeres Engagement in der Raumfahrt vorstellen. "Wenn man das einmal erlebt hat, möchte man definitiv zurück. Ich bin sehr offen und werde schauen, was die nächsten Gelegenheiten bringen."
Eine Gedenkmedaille an Flugpionier Otto Lilienthal (1848-1896), die sie als irdisches Souvenir bei sich trug, werde sie dem Deutschen Technikmuseum in Berlin zurückgeben. "Ich habe Lilienthals Traum vom Fliegen sozusagen mit ins All genommen", sagte Rogge. "Vielleicht weckt die Medaille auch in anderen Menschen den Pioniergeist." (dpa/bearbeitet von tas)