Zwischen Oktober 2019 und Februar 2020 hat die Helligkeit des Sterns Beteigeuze stark abgenommen. Astronomen rätselten damals, ob die plötzliche Verdunklung ein Vorbote für eine Supernova sein könnte. Nun haben Wissenschaftler eine ganz andere Erklärung für das Phänomen gefunden.

Mehr Weltraumthemen finden Sie hier

Der helle Stern Beteigeuze strahlt im Sternbild Orion und wird auch als dessen Schulterstern bezeichnet. Er ist unwahrscheinlich gross: Würde man ihn im Zentrum unseres Sonnensystems platzieren, würde er bis über die Jupiterbahn hinaus reichen.

Er ist etwa 725 Lichtjahre von uns entfernt. Das bedeutet: Alles, was wir im Moment von Beteigeuze sehen, zeigt den Zustand des Sterns um das Jahr 1300.

Im vergangenen Herbst beobachteten Astronomen eine plötzliche Verdunklung des Sterns. Seine Helligkeit nahm um mehr als das Dreifache ab. Zunächst war das Phänomen nur mit Teleskopen sichtbar. Später konnte man es sogar mit blossem Auge erkennen.

Wissenschaftler standen vor einem Rätsel. Was war vor etwa 725 Jahren mit dem Stern passiert? Einige glaubten, dass die plötzliche Verdunklung ein Vorbote für eine Supernova darstellen könnte. Denn das Leben des Roten Überriesen wird mit einer Supernova-Explosion enden. Wann dies passiert, ist ungewiss. Beteigeuze könnte erst in 100.000 Jahren explodieren - oder gerade in diesem Augenblick.

Riesige Staubwolke verdunkelt Beteigeuze

Nun hat ein internationales Team von Wissenschaftlern eine andere Erklärung gefunden: Mithilfe des Hubble-Weltraumteleskops haben sie neue Daten gesammelt, die die Vermutung nahelegen, dass der Stern wahrscheinlich von einer Staubwolke verdunkelt wurde. Das geht aus einer Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) hervor.

Demnach soll der Stern superheisses Plasma von seiner Oberfläche ausgestossen haben. Die Wissenschaftler vergleichen dieses Ereignis mit kochendem Wasser, aus dem heisse Blasen aufsteigen.

Das Plasma stieg durch die heisse Atmosphäre in die kälteren äusseren Schichten des Sterns auf. Dort kühlte das Material ab und es entstand eine riesige Staubwolke. Diese hat das Licht von etwa einem Viertel der Sternoberfläche blockiert.

Seit April dieses Jahres erstrahlt Beteigeuze wieder in seiner ursprünglichen Helligkeit.

Südhalbkugel verdunkelt sich auffallend

"Mit Hubble sahen wir, wie das Material die sichtbare Oberfläche des Sterns verlässt und sich durch die Atmosphäre bewegt, bevor sich der Staub bildet, der den Stern zu verdunkeln scheint", sagt die leitende Forscherin Andrea Dupree in der Pressemitteilung.

Sie habe den Effekt einer dichten, heissen Region im südöstlichen Teil des Sterns gesehen. Diese habe sich nach aussen bewegt. Das Material sei zwei- bis viermal heller als die normale Helligkeit des Sterns gewesen.

"Und dann, etwa einen Monat später, verdunkelte sich die Südhalbkugel von Beteigeuze auffallend, als der Stern schwächer wurde", so Dupree weiter. Sie halte es für möglich, dass eine dunkle Wolke aus dem Ausstoss resultiert sei. Das Stella-Teleskop des AIP ergänzt diese Beobachtungen.

Beteigeuze dehnt sich aus, als das Plasma aufsteigt

Die Ursache des Ausbruchs ist bislang nicht bekannt. Die Wissenschaftler vermuten allerdings, dass er mit dem sogenannten Pulsationszyklus des Sterns zusammenhängt. Die Pulsation breitet sich von Beteigeuze nach aussen hin aus. Das Stella-Teleskop misst die Geschwindigkeit des Plasmas auf der Sternoberfläche. Im Laufe des Pulsationszyklus steigt und sinkt es.

Während des Ereignisses veränderte er sich nicht. Der Stern dehnte sich in seinem Zyklus allerdings genau in dem Moment aus, als das Plasma aufstieg. Das hat den Forschern zufolge möglicherweise zu dem Ausstoss beigetragen.

Verwendete Quellen:

  • Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam: "Rätselhafte Verdunklung von Beteigeuze: Der Staub lichtet sich"
  • The Astrophysical Journal: "Spatially Resolved Ultraviolet Spectroscopy of the Great Dimming of Betelgeuse"
  • dpa
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.