Ausseneinsätze von Astronauten wären ohne Raumanzüge undenkbar. In der Schutzhülle steckt jede Menge Technik, um die Träger vor den lebensfeindlichen Bedingungen im All zu schützen.

Mehr zum Thema Weltraum

Ein voll ausgestatteter Raumanzug ist nach den Worten der US-Weltraumbehörde NASA ein "Ein-Personen-Raumschiff". Und in der Tat steckt der "Ausgeh-Anzug" der Astronauten voller Technik.

Er schützt bei den stundenlangen Ausseneinsätzen vor Temperaturschwankungen von bis zu 300 Grad Celsius und muss sogar den Einschlag kleiner Meteoriten aushalten. Ausserdem hat er ein Kommunikationssystem, damit der Träger mit der Station und seinen Kollegen in Kontakt bleiben kann.

Wasserkühlung und Düsenantrieb

In der ersten Schicht des Anzuges, einer Art Overall, zirkuliert eine Wasserkühlung, die Schweiss aufnimmt und im Kühlsystem recycelt. Öffnungen auf Höhe der Handgelenke und Knöchel verteilen Sauerstoff, der über einen Ventilator aus Tanks auf dem Rücken strömt. Dort befinden sich auch die Pumpe für den Kühlwasserantrieb und eine Batterie, die etwa Strom für den Funk liefert.

Die rucksackähnliche Einheit nimmt zusätzlich das ausgeatmete Kohlendioxid auf. Ebenfalls auf dem Rücken sitzt ein Mini-Düsenantrieb, den der Astronaut mittels Joystick an der Steuereinheit auf seiner Brust bedienen kann.

Spickzettel und Spiegel

Das vor der Brust montierte "Armaturenbrett" für die vielen Funktionen des Raumanzuges kann der Astronaut in dem steifen Anzug nicht einsehen. Daher trägt er einen Spiegel am Handgelenk. Für die bessere Lesbarkeit sind die Schalter auf der Brust spiegelverkehrt beschriftet. Am anderen Handgelenk haben Astronauten einen Spickzettel, auf dem die Aufgaben für den Ausseneinsatzes notiert sind.

Das Visier vor der durchsichtigen Front des Helmes ist mit feinstem Gold beschichtet. Das Edelmetall filtert die im Weltall schädlichen Sonnenstrahlen. Zur Erfrischung beherbergt der Anzug einen Beutel samt Trinkschlauch. Beutel Nummer zwei fängt dann den Urin auf.

Probleme mit dem Raumanzug

Die Hightech-Anzüge haben als Technik-Wunderwerk auch viele Schwachstellen. Einige Vorfälle:

  • 2004: Im Helm des US-Astronauten Tim Kopra bildet sich ein Wassertropfen. Der Ausseneinsatz wird vorzeitig abgebrochen, um grössere Komplikationen zu verhindern.
  • 2013: Im Raumanzug des Italieners Luca Parmitano bildet sich binnen kurzer Zeit eine grosse Menge Wasser. Er bricht den Einsatz ab. Die Rückkehr in Station muss er blind und taub durchführen, weil ihm das Wasser in Augen, Ohren und Nase dringt. Der Astronaut bleibt unverletzt.
  • 2004: US-Astronaut Mike Fincke muss seinen "Weltraumspaziergang" abbrechen, weil der Sauerstoffdruck bedrohlich abgefallen war.
  • 2002: Der Russe Waleri Korsun und die US-Amerikanerin Peggy Witson klettern ohne korrekt angeschlossene Sauerstofftanks ins All - der Fehler wird rechtzeitig erkannt.
  • 1998: Der von den Russen für den US-Astronauten Andrew Thomas geschneiderte Anzug ist zu klein. Es gibt Ersatz von einem Kollegen.
  • 1998: Am Anzug des Kommandanten der russischen Raumstation "Mir", Talgat Mussabajew, fällt beim Ausseneinsatz die Datenübertragung aus.
  • 1997: Am Anzug des Russen Anatoli Solowjow streikt das Messgerät für Druck und Temperatur. Trotz der Panne zieht er die Arbeit durch.
  • 1997: Pawel Winogradow hat einen undichten Handschuh.
  • 1992: Alexander Wolkow muss zurück an Bord, als die Kühlung seines Anzuges den Dienst versagt. Im All kann es heiss wie im Backofen sein.

Wie funktioniert ein Raumanzug?

Der Nasa-Astronaut Hans Schlegel erklärt die besonderen Eigenschaften seines Raumanzugs. © YouTube

(dpa/ada)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.