Forscher haben auf dem Kometen "Tschuri" eine Aminosäure nachgewiesen. Die Entdeckung stützt die Theorie, dass Kometen diese Bausteine des Lebens auf die junge Erde brachten.
Die europäische Raumsonde "Rosetta" hat auf dem Kometen Tschurjumow-Gerassimenko, auch "Tschuri" genannt, die Aminosäure Glycin nachgewiesen. Diese Beobachtung stütze die Vorstellung, dass Schlüsselzutaten des Lebens mit Kometen auf die junge Erde geregnet sein könnten, schreiben Forscher um Kathrin Altwegg von der Universität Bern im Fachblatt "Science Advances".
Neben der Aminosäure entdeckten die Wissenschaftler in "Tschuris" Staubhülle auch die Glycin-Vorläufermoleküle Ethylamin (C2H7N) und Methylamin (CH5N) sowie das Element Phosphor, das verschiedene lebenswichtige Funktionen im Organismus übernimmt, unter anderem im "Rückgrat" des Erbmoleküls DNA.
Aminosäuren gelten als Bausteine des Lebens, weil aus ihnen die Eiweissmoleküle (Proteine) in unserem Körper bestehen. Glycin (C2H5NO2) ist die kleinste der proteinbildenden Aminosäuren. Sie kommt in fast jedem Protein vor und hat darüber hinaus Bedeutung für den Stoffwechsel.
Kamen Bausteine des Lebens mit Kometen auf die Erde?
Seit langem diskutieren Forscher, ob die Bausteine des Lebens aus dem All auf die Erde gelangt sein können. Dafür spricht der Nachweis zahlreicher organischer (Kohlenstoff-)Verbindungen in interstellaren Gaswolken und auf Kometen.
So haben Forscher mehr als 25 verschiedene Moleküle in den Staubhüllen verschiedener Schweifsterne identifiziert. Glycin war nach Angaben der Berner Wissenschaftler bislang jedoch nicht dabei.
Auch in den besonders gründlich untersuchten Kometen Hale-Bopp und Hyakutake habe sich die Aminosäure nicht nachweisen lassen. Zwar habe die Sonde "Stardust" 2006 Staub vom Kometen Wild-2 zur Erde zurückgebracht, in dem sich Spuren von Glycin fanden. Es habe damals jedoch Probleme mit einer irdischen Verunreinigung der Probe gegeben. Die Entdeckung bei "Tschuri" bestätige nun die "Stardust"-Ergebnisse, dass Glycin auch auf Kometen vorkomme.
"Rosetta" begleitet "Tschuri" seit Sommer 2014. Das Team um Altwegg hatte mit einem sogenannten Massenspektrometer an Bord der Sonde den Staub aus der Kometenhülle, der Koma, analysiert, als "Tschuri" sich im Sommer 2015 seinem sonnennächsten Punkt näherte.
Mit einem Massenspektrometer lässt sich die chemische Zusammensetzung einer Materialprobe bestimmen. Ausser Glycin und den Vorläufermolekülen sowie Phosphor fanden die Forscher zahlreiche organische Moleküle wie Formaldehyd (CH2O) und Ethan (C2H6).
Die Ergebnisse zeigten, dass Kometen eine wesentliche Rolle bei der Entstehung des Lebens auf der Erde gespielt haben könnten, schreiben Altwegg und Kollegen. © dpa
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