In Österreich, aber auch im tschechisch-polnischen Grenzgebiet spitzte sich die Hochwasser-Lage am Samstag zu. Auch Gebiete in Deutschland stellen sich auf Überschwemmungen ein.
Während es in Deutschland bislang nur kleinere Überschwemmungen gibt, hat sich die Hochwasser-Lage in mehreren Nachbarländern bereits zugespitzt. In Polen nannte Regierungschef Donald Tusk die Nacht zum Sonntag eine "dramatische Herausforderung". Dort lief am Abend ein Staudamm über. In Österreich wurden Dutzende Orte zu Katastrophengebieten erklärt. Auch Tschechien ist betroffen. In Rumänien kamen mindestens vier Menschen ums Leben.
Polen: Mehr Regen als bei Jahrtausendflut
An mehreren Orten in Polen sei bereits mehr Regen niedergegangen als bei der sogenannten Jahrtausendflut im Jahr 1997, sagte Tusk. Er appellierte angesichts steigender Pegelstände vieler Flüsse im Südwesten von Polen an die Bürger, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.
Im Glatzer Schneegebirge an Polens Grenze zu Tschechien war die Situation an einem Staudamm kritisch. "Der Damm in Miedzygorze läuft über. Obwohl Wasser abgelassen wurde, hat er seinen Höchststand erreicht! Der Wasserzulauf ist riesig", schrieb die niederschlesische Gemeinde Bystryca Klodzka auf X. Bewohner tiefer gelegenen Dörfer wurden laut Wasserwirtschaftsbehörde evakuiert.
Wegen drohender Überschwemmungen wurden auch die Evakuierungen in Tschechien ausgeweitet. In Opava an der Grenze zu Polen mussten Tausende Menschen in Sicherheit gebracht werden, wie die Behörden am Samstagabend mitteilten. Auch in anderen Orten der Region mussten Hunderte Menschen ihre Häuser verlassen.
In Niederösterreich droht ein Stausee überzulaufen
In Österreich ist die Lage besonders in der Region Waldviertel in Niederösterreich nördlich von Wien angespannt. Dort führte der Kamp, ein Zufluss der Donau, schon massives Hochwasser. Der stellvertretende Landeshauptmann von Niederösterreich, Stephan Pernkopf, sprach von der "Grössenordnung eines hundertjährlichen Hochwasserereignisses". Gemeint ist, dass solche Zustände im langjährigen Durchschnitt nur alle 100 Jahre einmal vorkommen.
Auch in der Nacht zum Sonntag wurden weitere Niederschläge erwartet. Der Stausee Ottenstein am Kamp droht überzulaufen. Nach Angaben von Bundeskanzler Karl Nehammer spitzt sich die Situation zu. Das Militär stehe bereit, Unterstützung zu leisten. 42 Gemeinden wurden wegen Überschwemmungsgefahr zum Katastrophengebiet erklärt - am frühen Abend waren es noch 24.
An der Donau in Österreich wird ein Hochwasser erwartet, wie es im langjährigen Durchschnitt nur alle 30 Jahre einmal vorkommt. Der Höhepunkt der Pegelstände dürfte in der Nacht zu Montag erreicht werden.
In Teilen Deutschlands regnet es weiter
In Deutschland gibt es nach Unwettern mit starken Regenfällen im Südosten Bayerns kleinere Überschwemmungen. Die Niederschläge am Alpenrand sollen laut Deutschem Wetterdienst bis Sonntagmorgen nachlassen. Die Polizei in Rosenheim sagte am späten Samstagabend, ihr seien keine grösseren Einsätze im Zusammenhang mit dem Wetter bekannt. Vereinzelt seien Bäche über die Ufer getreten und Strassen überschwemmt worden.
Zu den Aussichten teilten die Meteorologen mit: "Ab Sonntagmittag in Sachsen sowie in Teilen Bayerns von Osten erneut aufkommende länger anhaltende Regenfälle." In Ostsachsen werden zwischen Sonntag- und Montagmittag Niederschlagsmengen zwischen 30 und 50 Liter pro Quadratmeter erwartet.
Dort und in Brandenburg könnten nach Behördenangaben auch die Regenfälle in Tschechien und Polen zu Hochwasser führen. "Bleibt es bei den vorhergesagten hohen Niederschlägen, dürfte sich eine Hochwasserwelle am Sonntag zu Montag an der Lausitzer Neisse sowie ab Mitte der nächsten Woche an Oder und Elbe ausbilden", sagte etwa eine Sprecherin des Brandenburger Umweltministeriums.
Brückentrümmer an der Elbe entfernt
Die sächsische Landeshauptstadt Dresden rechnet damit, dass die Elbe am Vormittag einen Pegelstand von vier Metern hat und damit Alarmstufe 1 gilt. Der normale Pegelwert liegt bei rund zwei Metern. In der kommenden Woche könnte dann sogar die höchste Alarmstufe 4 gelten. Die Behörden schlossen nicht aus, dass die sieben Meter überschritten werden könnten.
Unter Hochdruck wurden deshalb die Trümmer der teilweise eingestürzten Carolabrücke über die Elbe in Dresden beiseite geräumt. Am Samstagabend wurden die ersten grossen Abrissarbeiten am Teil der Brücke am Ufer zur Neustadt beendet. Die Stadt wollte so verhindern, dass sich Wasser an den Trümmerteilen staut und so zusätzlich für Überschwemmungen sorgt. (dpa/bearbeitet von sbi)
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