Ein Weisser Zwerg rast mit hoher Geschwindigkeit durch die Milchstrasse. Er ist ungewöhnlich leicht und hat eine merkwürdige Zusammensetzung. Forscher vermuten, dass er eine kurze, teilweise Supernova-Explosion unbekannten Typs überlebt hat.

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Ein ungewöhnlicher weisser Zwergstern hat offenbar eine Supernova-Explosion überlebt und rast jetzt mit hohem Tempo durch die Milchstrasse. Das berichtet ein Astronomenteam um Boris Gänsicke von der Universität Warwick im Fachblatt "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" (MNRAS).

Möglicherweise gebe es noch viel mehr solcher Supernova-Überlebenden in unserer Heimatgalaxie, erläutert das Team.

Weisser Zwerg ist ungewöhnlich leicht

Die Wissenschaftler hatten den Weissen Zwerg mit der Katalognummer SDSS J1240+6710, der bereits vor fünf Jahren entdeckt worden war, genau untersucht. Er ist mit nur 40 Prozent der Masse unserer Sonne ungewöhnlich leicht.

Weisse Zwerge sind die Leichen ausgebrannter Sterne, die zu einer kompakten, heissen Kugel in sich zusammengefallen sind und über Jahrmilliarden langsam ausglühen. Die meisten haben 50 bis 80 Prozent der Masse unserer Sonne, sie können aber bis zu 130 Prozent der Sonnenmasse erreichen.

Das von Gänsickes Team untersuchte Exemplar ist nicht nur ungewöhnlich leicht, sondern auch extrem schnell: Der Weisse Zwerg rast mit rund 900.000 Kilometern pro Stunde durch die Milchstrasse. Zudem besitzt er eine unerwartete Zusammensetzung seiner Aussenschichten.

Die Atmosphären der meisten Weissen Zwerge bestehen aus Wasserstoff und Helium, die sich bei diesem Mini-Zwerg jedoch gar nicht finden. Stattdessen wiesen Astronomen dort einen Mix aus Sauerstoff, Neon, Silizium, Kohlenstoff, Stickstoff und Aluminium nach. Diese Elemente sind typische Produkte in den ersten Momenten einer Supernova-Explosion.

Supernova-Explosion unbekannten Typs

"Er hat eine chemische Zusammensetzung, die als Fingerabdruck eines Kernbrennens gelten kann, eine geringe Masse und eine sehr hohe Geschwindigkeit", erläuterte Gänsicke in einer Mitteilung seiner Universität.

Diese Tatsachen legten nahe, dass der Weisse Zwerg aus einem engen Doppelsystem stammt und thermonuklearen Reaktionen ausgesetzt war. "Es muss eine Form von Supernova gewesen sein, aber eine Art, die wir nie zuvor beobachtet haben."

Denn die in klassischen Supernova-Explosionen produzierten chemischen Elemente der Eisen-Gruppe Eisen, Nickel, Chrom und Mangan liessen sich auf dem untersuchten Weissen Zwerg nicht nachweisen. Die Forscher nehmen an, dass es sich um eine kurze, teilweise Supernova-Explosion unbekannten Typs gehandelt haben könnte, die beide Partner des engen Doppelsystems in entgegengesetzte Richtungen davongeschleudert habe.

"Wenn es ein enges Doppelsystem war und es die thermonukleare Zündung durchlaufen und dabei eine Menge seiner Masse ausgestossen hat, ergeben sich die Bedingungen, um einen Weissen Zwerg geringer Masse zu erzeugen, der mit seiner Umlaufgeschwindigkeit davonfliegt", erläuterte Gänsicke.

Unterschiedliche Typen Weisser Zwerge

Die Beobachtung eröffne die Möglichkeit, dass es noch mehr bislang unentdeckte Supernova-Typen und Supernova-überlebende Sternreste in der Milchstrasse gebe, meinen die Forscher. "Wir entdecken jetzt, dass es unterschiedliche Typen Weisser Zwerge gibt, die Supernovae unter unterschiedlichen Bedingungen überleben", betont Gänsicke.

"Es gibt dort draussen ganz klar einen ganzen Zoo. Die Untersuchung der Überlebenden von Supernovae in unserer Milchstrasse hilft uns dabei, die Unzahl von Supernovae zu verstehen, die wir in anderen Galaxien explodieren sehen." (ff/dpa)

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