Luftlöcher während eines Flugs können so manchem Reisenden den letzten Nerv kosten. Aber handelt es sich dabei wirklich um "Löcher" in der Luft? Und wie gefährlich sind diese Turbulenzen eigentlich für Mensch und Maschine?

Mehr zum Thema Wissenschaft

Es ist der Albtraum eines jeden Reisenden mit Tendenz zur Flugangst: Der Flieger sackt ab, die Flügel biegen sich gefährlich weit, und ungesichertes Gepäck fliegt in allen Himmelsrichtungen durch die Kabine.

Wer da keine Panik bekommt, ist schon ein ziemlich harter Hund – oder hat solche Situationen schon oft erlebt. Das gilt etwa für Piloten, die mit solchen Achterbahnfahrten im Cockpit Tag ein Tag aus konfrontiert werden.

Sie sprechen übrigens auch nicht von den umgangssprachlichen "Luftlöchern" – denn die gibt es physikalisch gesehen überhaupt nicht – sondern eher von Turbulenzen.

Sich bewegende Luftmassen rütteln das Flugzeug durch

Um zu verstehen, was bei einem solchen Vorfall vor sich geht, muss man sich vor Augen halten, dass die Luft um uns herum ständig in Bewegung ist.

Tut sie das besonders schnell, spricht man von Wind. Und Wind gibt es in den verschiedenen Höhen, die ein Flugzeug beim Flug durchquert, mehr als genug.

Je nach Luftschicht rasen die Winde auf und ab, oft in unterschiedliche Richtungen, manchmal sogar in entgegengesetzte. Gerät ein Flugzeug in diese Wirbel, wird es nicht selten um wenige Meter nach unten gedrückt oder angehoben.

Es handelt sich dabei fast immer nur um wenige Meter vertikaler Bewegung. Warum sich das für viele Insassen jedoch oft anfühlt wie ein freier Fall aus dem zehnten Stockwerk, hat einen anderen Grund: die Geschwindigkeit des Fliegers.

Treten die Turbulenzen etwa bei voller Reisegeschwindigkeit auf, nehmen wir die Richtungsänderung deutlich stärker wahr: Bei 800 Kilometern pro Stunde reichen deshalb ein paar Meter Höhenveränderung, um mit relativ viel Kraft aus dem Sitz gehoben oder hineingepresst zu werden.

Mehr Komfort durch Biegsamkeit

Vergleichbar ist das Ganze mit einem Schlagloch auf der Strasse: Wer den drei Zentimeter tiefen Absatz mit 20 Kilometern pro Stunde überfährt, wird ihn weit weniger wahrnehmen, als wenn er ihn mit 80 Kilometern pro Stunde quert – es kommt also auf die Bewegungskräfte an, wie wir ein solches Ereignis wahrnehmen. Und je höher die Geschwindigkeit, desto grösser sind die Kräfte.

Für das Material des Flugzeugs sind die "Luftlöcher" kaum gefährlich. Ingenieure konstruieren die Maschinen so, dass selbst heftigste Turbulenzen nicht zum Auseinanderbrechen führen.

Die sich biegenden Tragflächen des Flugzeugs, die manch Reisender am Fensterplatz für das drohende Ende hält, sind sogar eine Art Federung für mehr Komfort in der Kabine.

Luftlöcher sind weniger gefährlich, als angenommen

Zu Verletzungen während des Absackens kommt es natürlich trotzdem immer wieder. Das betrifft meist das Bordpersonal, das zum Zeitpunkt der Turbulenzen noch mit dem Verstauen von Gegenständen beschäftigt und deshalb nicht angeschnallt ist.

Aus den letzten zwei Jahrzehnten sind weltweit zwei Todesfälle durch Turbulenzen aktenkundig. Unter dem Strich aber sind "Luftlöcher" weit ungefährlicher, als man fürchtet oder als es sich anfühlt.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.