- Forscherinnen und Forscher haben herausgefunden, dass das Hormon Sekretin unseren Appetit zügelt.
- Der Einfluss des Hormons auf das braune Fettgewebe in unserem Körper sorgt dafür, dass unser Kalorienverbrauch angekurbelt wird.
- Diese Erkenntnisse könnten dabei helfen, Adipositas, also Übergewicht, zu behandeln oder sogar vorzubeugen.
Bei dieser Nachricht schlagen nicht nur die Herzen von Fitness-Gurus und Ernährungs-Coaches höher: Forscherinnen und Forscher der Technischen Universität München (TUM) und des Turku PET Center des Finnischen Instituts haben einen neuen Mechanismus zur Kontrolle der Sättigung entdeckt. Offenbar lässt sich mit einem bestimmten Hormon namens Sekretin unser Appetit zügeln. Diese Erkenntnis soll allerdings weniger den Markt für Abnehmprodukte anheizen, sondern vielmehr eine wissenschaftlich fundierte Hilfestellung in der Medizin liefern, etwa bei übergewichtigen Patienten.
Sekretin: Was ist das überhaupt?
Das Hormon Sekretin wird vom Darm in den Blutkreislauf abgesondert. Wenn wir Mahlzeiten zu uns nehmen, regt Sekretin die Produktion von Verdauungssäften in der Bauchspeicheldrüse an. Soweit, so unspektakulär. Nun haben Forscherinnen und Forscher aber herausgefunden, dass sich Sekretin-Rezeptoren auch auf das braune Fettgewebe des Menschen auswirken.
Dieses braune Fett ist für die Gewichtskontrolle von grosser Bedeutung: Es hat die Fähigkeit, Fett zu verbrennen anstatt es zu speichern. Braunes Fettgewebe kann Nahrungsenergie in Wärme umwandeln. Diese so genannte "zitterfreie Thermogenese" sorgt dafür, dass menschliche Neugeborene ebenso wie kleine Säugetiere ihre Körpertemperatur aufrechterhalten können.
Braunes Fett verbrennt also aktiv Kalorien, um uns vor Kälte zu schützen, während das so genannte weisse Fett uns als Energiespeicher in Hungerperioden dient. Stimuliert wird braunes Fett nachweislich durch Kälte und durch Nahrungsaufnahme - doch wie die Forscherinnen und Forscher nun herausgefunden haben, auch durch das Hormon Sekretin.
Das Hormon Sekretin hemmt unseren Appetit
Gleichzeitig sorgt das Hormon dafür, dass das Belohnungssystem im Gehirn weniger aktiv ist. Wenn Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Experimente etwa Fotos von appetitlichen Speisen und Lebensmitteln anschauen sollten, wurde durch Sekretin ihr Antrieb zur Nahrungsaufnahme gehemmt. Sie hatten weniger Appetit. Findet sich Sekretin nun in braunem Fett, bedeutet dies, dass der Körper auch dann aktiv Kalorien verbrennt, wenn er gar keine Mahlzeit bekommt, sondern der Appetit sogar deutlich verringert wird.
Zuerst wurde diese Theorie an Mäusen untersucht und, nachdem sie belegt werden konnte, auch am Menschen. Die Forscherinnen und Forscher konnten in ihren Untersuchungen nachweisen, dass Sekretin für einen verringerten Appetit der Probandinnen und Probanden verantwortlich war. Eine Pause zwischen einzelnen Mahlzeiten dauerte im Vergleich zur Kontrollgruppe nachweislich 40 Minuten länger.
"Dass das Hormon Sekretin die Sättigung beim Menschen beeinflusst, kann einer der Gründe für die vorteilhaften metabolischen Effekte des braunen Fettes sein", sagt Martin Klingenspor, Professor für Molekulare Ernährungsmedizin an der TUM zu den neuen Erkenntnissen. Braunes Fett und Sekretin in Kombination setzen also einen Mechanismus in Gang, der es tatsächlich ermöglicht, Sättigung zu kontrollieren. Für die Forschenden der TUM könnte diese Entdeckung eine wichtige Rolle für die Erforschung der Entwicklung, Vorbeugung und vor allem auch Behandlung von Adipositas spielen.
Verwendete Quellen:
- Sanna Laurila et al.: Secretin Activates Brown Fat and Induces Satiation. In: Nature Metabolism
- Pressemitteilung der Technischen Universität München: Wie Sättigung gesteuert werden kann
- Yongguo Li et al.: Secretin-Activated Brown Fat Mediates Prandial Thermogenesis to Induce Satiation. In: Cell, Ausgabe 175
- Tim Hollstein: Gewichtsreduktion: Braunes Fett – der Kalorienkiller. In: Deutsches Ärzteblatt 2020, Ausgabe 117
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.