Für die Forschenden aus Berkeley ist es ein Durchbruch: Sie haben erstmals eine Farbe wahrnehmbar gemacht, die das menschliche Auge normalerweise nicht erfassen kann. Was es mit "Olo" auf sich hat.

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Forschenden der US-amerikanischen Universität Berkeley in Kalifornien ist es gelungen, eine Farbe sichtbar zu machen, die normalerweise ausserhalb des menschlichen Wahrnehmungsspektrums liegt.

Dabei handelt es sich um die Farbe Olo. Sie wird auch als ein besonders satter Grünton beschrieben.

Damit Olo für die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer sichtbar wird, setzte das Forschungsteam ein spezielles Lasergerät ein, das die sogenannten M-Zapfen in der Retina des Auges stimuliert. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachmagazin "Science Advances".

Was sind M-Zapfen?

  • In der Netzhaut des Auges gibt es sogenannte S-, M- und L-Zapfen. Sie reagieren auf unterschiedliche Wellenlängen des für Menschen wahrnehmbaren Lichts – und sind damit für unsere Farbwahrnehmung verantwortlich.
  • Während S-Zapfen kurzwelliges Licht verarbeiten, das wir als Blau wahrnehmen, und L-Zapfen für Rottöne "zuständig" sind, absorbieren M-Zapfen mittellange Wellen des Lichts, die wir letztlich als Grüntöne wahrnehmen.

Die Folge: Die fünf Studienteilnehmenden nahmen die Farbe wahr, die sie als eine Art Türkis, bläulich-grünlich mit "beispielloser Sättigung" beschreiben. In der Studie heisst es dazu: "Der Versuch, ausschliesslich M-Zapfen zu aktivieren, führt nachweislich zu einer Farbe, die über die natürliche menschliche Farbskala hinausgeht, was formal durch Farbabgleich mit menschlichen Probanden gemessen wurde."

Über die Studie

  • In der Theorie ist es möglich, neue Farben sichtbar zu machen, wenn man die natürlichen Einschränkungen der menschlichen Wahrnehmung umgeht und nur M-Zapfenzellen mit einer Lichtzufuhr aktiviert.
  • Den Forschenden zufolge belegt die Studie, dass das zumindest teilweise auch für die Praxis zutrifft.
  • Fünf Menschen ohne Augenerkrankungen nahmen an der Studie teil, darunter auch Co-Autoren.

Auch einer der Studienautoren, Ren Ng, wurde mit der Lasertechnik behandelt. In einem TV-Interview mit der BBC beschreibt er Olo als ein "atemberaubendes" intensives Grün-Blau. Er führt ausserdem aus, dass die Forschenden die Farbe dem grellsten vergleichbaren Farbton gegenübergestellt hätten, um sicherzugehen, dass Olo auch wirklich ein neuer Farbton ist.

Fachleute sprechen von Forschungsdurchbruch - und von Anwendungsschwierigkeiten

Dieser Versuch hat den mitwirkenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zufolge den Grundstein für weitere Forschungen gelegt - besonders im medizinischen Bereich, etwa um die Arbeitsweise der Zapfen besser nachzuvollziehen oder dabei zu helfen, farbenblinden Menschen fehlende Farbtöne sichtbar zu machen.

Olo.
Laut den Forschenden kommt diese Farbe mit dem Hexadezimalcode #00ffcc an eine abgeschwächte Version von Olo heran. © Screenshot

Auch andere Fachleute ordnen die Untersuchung als einen Durchbruch ein. Kimberly Jameson, Wissenschaftlerin für Farbsehen an der University of California, spricht im Wissenschaftsmagazin "Nature" beispielsweise von einer "aussergewöhnlichen Leistung". Sérgio Nascimento, ein Physiker von der portugiesischen Universität Minho, der auf menschliches Sehen spezialisiert ist, sagt, es habe bereits ähnliche Forschungsansätze gegeben. Aber: "Das Neue an dieser Studie ist der Nachweis, dass neue Farben tatsächlich wahrgenommen werden können."

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Kritisch äussert sich allerdings der Wissenschaftler John Barbur von der University of London im "Guardian". Er bezweifelt, dass Olo wirklich eine neue Farbe sei. Vielmehr handle es sich um ein besonders sattes Grün, das eben nur einem gesunden Auge unter den genannten speziellen Voraussetzungen sichtbar ist - das Forschungsergebnis sei daher von begrenztem Wert.

Verwendete Quellen

Teaserbild: © Getty Images/iStockphoto/Bluberries