Die "ARA San Juan" ist vor einem Jahr mit 44 Seeleuten an Bord im Südatlantik verschollen. Jetzt ist das Schiff auf dem Meeresgrund gefunden worden. Die Familien der Opfer möchten ihre Angehörigen beerdigen. Eine Bergung scheint aber so gut wie unmöglich zu sein.

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Nach der Entdeckung des vor einem Jahr verschollenen argentinischen U-Boots "ARA San Juan" schwanken die Angehörigen der 44 Opfer zwischen Erleichterung, Wut und Trauer.

"Das Einzige was zählt, ist, dass wir sie gefunden haben. Ich kann nicht aufhören zu weinen", schrieb Luis Tagliapietra, der Vater eines der Soldaten, am Wochenende von Bord des Suchschiffs "Seabed Constructor" an die Deutsche Presse-Agentur und andere Medien.

Eine Suchmannschaft der privaten Firma "Ocean Infinity" hatte das gesunkene U-Boot rund 500 Kilometer östlich des Golfs San Jorge vor der patagonischen Küste geortet. Das Schiff sei in einer Tiefe von 907 Metern entdeckt worden, sagte der Kommandant der Marinebasis Mar del Plata den Angehörigen der Seeleute.

"Die Hülle ist noch in einem Stück, sie ist total deformiert und implodiert, aber ohne nennenswerte Risse", erklärte Kapitän Gabriel Attis.

Für Tauchfahrten bis 300 Meter ausgelegt

Präsident Mauricio Macri ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. "Heute ist der traurigste Tag", sagte er. "Die Heldin und die 43 Helden werden im Leben ihrer Liebsten nicht zu ersetzen sein."

Die "ARA San Juan" war am 15. November 2017 mit 44 Seeleuten an Bord auf der Fahrt von Ushuaia im äussersten Süden Argentiniens nach Mar del Plata verschwunden. Zuvor hatte es technische Probleme an Bord gegeben. Ausserdem wurde in der Nähe der letzten bekannten Position des U-Boots eine Explosion registriert.

Die "ARA San Juan" mit einer Kiellänge von 65 Metern wurde im Auftrag der argentinischen Kriegsmarine von den damals dem Thyssen-Konzern gehörenden Nordseewerken in Emden gebaut und 1985 in Dienst gestellt. Das U-Boot mit einem diesel-elektrischen Antrieb war für Tauchfahrten bis 300 Meter Tiefe ausgelegt.

"Ab heute wird sich ein Teil der Wunde schliessen", sagte Isabel Polo, die Schwester eines Seemanns, im Fernsehen. Jorge Villarreal, der Vater eines weiteren Besatzungsmitglieds, sagte: "Jetzt wissen wir, wo unsere Kinder sind. Wir wollen ihnen den Abschied bereiten, den sie verdienen. So können wir Frieden finden."

Familien fordern umfassende Aufklärung

Die Familien der Seeleute litten im vergangenen Jahr vor allem unter der Ungewissheit über den Verbleib ihrer Angehörigen. "Ich will wissen, was passiert ist", sagte Oscar Vallejos, der Vater eines der Soldaten, im Fernsehsender C5N. "Sie wussten schon, wo sie sind und haben gewartet, bis ein Jahr vergangen ist. Ich habe meine Zweifel. Welch ein Zufall."

Die Familien wollen nun ihre Angehörigen beerdigen und fordern eine umfassende Aufklärung des Unglücks. "Wir wollen, dass das U-Boot an die Oberfläche geholt wird. Wir wollen die Wahrheit wissen und die Justiz soll klären, wer dafür bezahlen muss", sagte Juan Aramayo, der Vater eines Besatzungsmitglieds.

Die argentinische Regierung hat eine Bergung des U-Boots und der Leichen der Seeleute allerdings ausgeschlossen. "Argentinien verfügt nicht über die technischen Möglichkeiten, das U-Boot zu bergen. Wahrscheinlich gibt es auf der ganzen Welt keine Technologie, um eine Masse von 2.300 Tonnen Gewicht aus 900 Metern Tiefe zu heben", sagte Verteidigungsminister Oscar Aguad am Sonntag im Radiosender Mitre. "Das ist keine Entscheidung der Regierung, es geht einfach nicht." (ff/dpa)

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