War der weibliche Orgasmus einst dazu da, einen Eisprung auszulösen? Dieser These wollten Forscher mit einer Studie auf den Grund gehen und so beweisen, dass der Orgasmus eine entscheidende Funktion hatte.
Der weibliche Orgasmus ist nicht notwendig für die Fortpflanzung. Doch um ein "evolutionärer Unfall" zu sein, sei er zu komplex, befand ein Forscherteam rund um Günther Wagner von der Yale University in Connecticut, USA, und Mihaela Pavlicev von der Universität Wien. Doch was ist dann die Erklärung für einen Orgasmus?
Vor einiger Zeit hat das Forscherteam die These aufgestellt, der weibliche Orgasmus sei evolutionär darauf zurückzuführen, dass er früher einen Eisprung herbeigeführt hat. Eine neue Studie, die in der wissenschaftlichen Zeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) veröffentlicht wurde, soll diese These empirisch stützen.
Induzierter Eisprung wird untersucht
Anhand von Tests mit Kaninchen sollte aufgezeigt werden, dass der Orgasmus einen Eisprung auslöste und somit auch bei Menschen einst nötig für die Fortpflanzung war. Den Forschern zufolge gab es erst später eine Trennung der beiden Mechanismen hin zu einem regelmässigen Eisprung und einem "zwecklosen" Orgasmus.
Bei Tieren wie Kaninchen, Kamelen und Katzen ist es auch heute noch so, dass erst der Deckakt einen Eisprung auslöst. Das wird auch induzierte Ovulation genannt. Die Forscher sehen auch eine Art Höhepunkt hier als notwendig an, um den Eisprung herbeizuführen. Ob man bei Hasen von einem Orgasmus sprechen kann, zweifelt Wagner laut APA an.
Antidepressiva sollen Aufschluss geben
Mit Tests untersuchten die Forscher, wie ähnlich sich die biochemischen Abläufe sind, die bei Kaninchen beim Eisprung und bei Menschen während eines Orgasmus passieren.
Dafür hatten sie weiblichen Kaninchen zwei Wochen lang das Antidepressivum Fluoxetin gegeben. Es ist dafür bekannt, die Orgasmusfähigkeit beim Menschen zu reduzieren. Danach kam ein männliches Kaninchen dazu. Nach dem Verkehr konnte man messen, dass die Hasen mit gehemmter Orgasmusfähigkeit durch Antidepressiva 30 Prozent weniger Eisprünge hatten, als die natürliche Kontrollgruppe.
In einem weiteren Test bestätigten die Forscher, dass die Verringerung der Eisprünge mit der Minderung der orgasmusähnlichen Reflexe zusammenhängt und nicht mit den anderen Wirkungen der Antidepressiva.
Die Forscher sahen so einen Hinweis auf einen ähnlichen evolutionären Ursprung des Orgasmus bei Frauen und bei Kaninchen. Bei beiden war der Höhepunkt laut den Forschern einst dazu da, den Eisprung auszulösen und somit die Fortpflanzung zu steuern. (awa)
Verwendete Quellen:
- Proceedings of the National Academy of Sciences
- Yale News: Female orgasm is evolution's happy gift
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