"Der geht schnell ins Blut", heisst es häufig vor dem Glühweinstand. Viele Menschen haben das Gefühl, Glühwein mache schneller betrunken. Woran liegt das?
Während die Gassen mit den Mützen-Ständen und geschnitzten Holzfiguren besinnlich ruhig bleiben, bilden sich auf unseren Weihnachtsmärkten regelmässig grosse Trauben um die beliebten Glühweinstände.
Die Stimmung dort ist feuchtfröhlich. Kein Wunder, denn der erhitzte Alkohol im Glühwein wirkt bekanntlich schneller. Zumindest wird das allseits behauptet. Aber ist das wirklich so?
Wie der Alkohol ins Blut gelangt
Dazu muss man sich zunächst ansehen, wie Alkohol im Körper aufgenommen wird. Sofort beim Trinken beginnt das Ethanol, der Trinkalkohol, in den Blutkreislauf überzugehen, denn etwa zwei Prozent davon, werden über die Mundschleimhaut und Speiseröhre aufgenommen.
Der Grossteil des Ethanols wird aber im oberen Dünndarm und im Magen (etwa zehn bis 20 Prozent) aufgenommen. Einige Faktoren beeinflussen, wie schnell der Alkohol ins Blut gelangt. Man spricht hierbei von Absorption.
So stellten Forscher bei einem Experiment fest, das Kohlensäure zu einer schnelleren Wirkung führt, weil dadurch die Magenschleimhaut besser durchblutet wird.
Macht die Wärme schneller betrunken?
Auch wer auf den nüchternen Magen trinkt, wird den Alkohol schneller spüren. Ist dieser ungefüllt, gelangt das Ethanol direkt an die Schleimhäute. Eine üppige Mahlzeit verhindert also keinen Rausch, sie verzögert ihn nur. Fett verlangsamt die Aufnahme ebenfalls.
Wärme dagegen ermöglicht eine schnellere Absorption. Eine mögliche Erklärung: Da die Blutzirkulation durch ein warmes Getränk angeregt wird, kann eine grössere Aufnahme stattfinden. Eine andere Erklärung ist die Verweildauer im Magen.
Je schneller das Getränk den Magen passiert, desto eher gelangt es in den Dünndarm, wo am meisten Alkohol aufgenommen wird. Durch die Wärme kann der Glühwein schneller weiter in Richtung Darm geschickt werden. Fraglich ist allerdings wie gross diese Wirkung tatsächlich ist.
Faktoren für den schnellen Rausch
Der subjektiv schnellere Rausch könnte nämlich auch durch andere Faktoren beeinflusst werden. Denn auch der Zucker im Glühwein kann zur schnellen Trunkenheit führen. Der süsse Stoff bewirkt ebenfalls, dass die Flüssigkeit schnell im Dünndarm ankommt.
Unterschätzt wird aber womöglich auch ein ganz anderer Faktor des Zuckers: Schön süss und lauwarm lässt sich das Getränk einfach schneller konsumieren, als ein trockener Rotwein auf Zimmertemperatur. Hier ist die Gleichung einfach: Schnelleres Trinken führt zu schnellerem Rausch. Dazu kommt, dass vor dem Weihnachtsmarktbesuch nicht zwangsläufig gegessen wurde.
Leerer Magen, Trinkgeschwindigkeit und Wärme in Verbindung mit Zucker könnten so also dazu führen, dass das Ethanol im Glühwein tatsächlich schneller ins Blut geht, als andere alkoholische Getränke. An der gefühlten Wahrheit ist also wirklich etwas dran.
Auf den Kater hat das übrigens keine Auswirkungen. Der wird vor allem von der Menge des Alkohols und den Zusatzstoffen darin – bei Glühwein Fuselöle, Aldehyde und Zucker – beeinflusst.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.