• Forschende haben in einer Langzeitstudie eine möglicherweise aggressivere Variante des HI-Virus entdeckt.
  • Offenbar zirkuliert die sogenannte VB-Variante von HIV-1 bereits seit den 80er-Jahren.
  • Warum das aus Sicht zweier deutscher Experten dennoch kein Grund zur Sorge ist.

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In einer Langzeitstudie haben Forschende eine bislang unbekannte, wohl ansteckendere Variante des HI-Virus in den Niederlanden entdeckt. Die sogenannte VB-Variante von HIV-1 weise eine etwa 3,5- bis 5,5-mal höhere Viruslast auf, sei leichter übertragbar und habe das Potenzial, grössere Schäden am Immunsystem anzurichten, schreiben die Wissenschaftler der britischen Universität Oxford im Fachjournal "Science". Zwei deutsche Fachleute sehen aber nicht die Gefahr einer schnellen Ausbreitung der neuen Variante.

Für Infizierte in Behandlung besteht der Studie zufolge wohl keine grössere Gefahr: Nach Beginn der Behandlungen hatten die VB-Patienten demnach ähnliche Verläufe wie andere Patienten. Die Ergebnisse machten es umso wichtiger, dass Menschen mit einem gewissen HIV-Risiko Zugang zu regelmässigen Tests haben, um frühzeitige Diagnosen und Behandlungen zu ermöglichen, hiess es. "Das begrenzt die Zeit, in der HIV das Immunsystem schädigen und die Gesundheit gefährden kann", sagte einer der beteiligten Forscher aus Oxford, Christophe Fraser, einer Mitteilung zufolge.

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Die VB-Variante wurde als Erstes in einem langfristig angelegten Monitoring-Projekt namens Beehive entdeckt, das Proben aus Europa und Uganda sammelt und analysiert. Dabei fielen 17 Fälle der Variante auf, 15 davon aus den Niederlanden. In Tests von weiteren Tausenden in den Niederlanden getesteten Patienten fand man 92 weitere Infizierte mit der VB-Variante. Diese soll sich während der 1980er- und 90er-Jahre in dem Land verbreitet haben. Seit etwa 2010 soll sich die Verbreitung den Forschern zufolge jedoch wieder verlangsamt haben.

Die Studie sei "ein weiteres Puzzlestück für unser Verständnis der Evolution von HIV", sagte der Virologe Maximilian Muenchoff von der Ludwig-Maximilian-Universität München (LMU) der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Der Experte macht sich jedoch wenig Sorgen darum, dass die Variante der HIV-Epidemie neuen Schwung verleihen könnte. "Die Effekte sind zwar statistisch signifikant, aber im grossen epidemiologischen Kontext eher nebensächlich." Das sehe man auch daran, dass die Variante schon seit Jahrzehnten zirkuliere, ohne andere Varianten verdrängt zu haben. Für behandelte Patienten sei ohnehin die Therapie und ein gesunder Lebensstil entscheidender als die virologischen Faktoren.

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Der Virologe Hans-Georg Kräusslich von der Universität Heidelberg rechnet auch nicht damit, dass die entdeckte Variante zu einem schnelleren Verlauf der HIV-Infektion hin zu einer Aids-Erkrankung führen wird und sagte der dpa: "Angesichts des langen Zeitraums und der recht geringen Zahl spricht nichts für eine rasche Ausbreitung." (dpa/tar)

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