Die Uhr ist unser täglicher Begleiter. Doch es gibt auch Exemplare, die aus dem Rahmen fallen. Sie sind unglaublich teuer, riesengross oder einfach nur originell. Hier eine kleine Sammlung von Wissenswertem und Kuriosem rund um den Zeitmesser.

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Vom Aufwachen bis zum Einschlafen messen Uhren die Stunden, Minuten und Sekunden eines Tages. Wann kommt die Bahn? Wann beginnt der Termin? Wann ist Feierabend? Unzählige Male wandert der Blick am Tag auf Ziffernblatt und Zeiger. Die Uhr hat sich zu einem unverzichtbaren Begleiter in den unterschiedlichsten Bereichen des Alltags entwickelt. Doch was steckt eigentlich hinter diesem kleinen Wunderwerk, das den Takt in unserem Leben vorgibt?

Vor etwa 5000 Jahren begann der Mensch, den Tag in Zeitabschnitte einzuteilen. Dabei half ihm die Sonnenuhr. Sie mass die Zeit mit Hilfe der Bewegung, die ein Schatten um ein feststehendes Objekt herum machte. Etwa 270 v. Chr. gab es die ersten Wasseruhren – einfache Gefässe, die die Zeit auf einer Skala massen, während Wasser aus einem Loch floss. Sanduhren, die 1000 n. Chr. entwickelt wurden, waren vor allem für Seefahrer eine hilfreiche Erfindung, da weder Sonnen- noch Wasseruhren auf einem sich bewegenden Schiff sinnvoll zu gebrauchen waren. Im 13. und 14. Jahrhundert wurden dann mechanische Uhren gebaut.

Die ersten Armbanduhren entstanden Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts. Zuvor trugen Männer Taschenuhren bei sich, Frauen hatten die Uhren an einer Kette um den Hals. Das war im Alltag nicht immer praktisch und so entwickelte sich vorrangig bei den Frauen die Mode, Uhren an einem Armreif befestigt, am Handgelenk zu tragen. Bei Männern war diese Mode nicht sehr beliebt. Erst als der Pariser Uhrmacher Louis Cartier eine Armbanduhr für Männer kreierte, änderte sich das.

Wegbereiter und Pionier in der Entwicklung der Armbanduhr war Hans Wilsdorf, der Gründer der weltberühmten Uhrenmanufaktur Rolex. Wilsdorf erkannte lange vor seinen Konkurrenten das Potenzial der Armbanduhr und fing an, daran zu arbeiten, die Uhren widerstandsfähiger zu bauen. Er entwickelte zum Beispiel die erste patentierte wasserdichte Armbanduhr: die Oyster und setzte damit Meilensteine in der Geschichte der Uhrmacherkunst.

Feine Technik auf kleinstem Raum

So klein und unscheinbar manche Armbanduhr daher kommt, steckt im Inneren doch eine ausgeklügelte Technik, die auf wenig Raum viel erreichen muss. Die wichtigsten Bauteile einer mechanischen Uhr sind die Antriebsvorrichtung mit dazugehörigem Aufzug, das Räderwerk, die Anzeigevorrichtung mit Zeiger oder Springzahlen, die ruhende, rückführende oder freie Hemmung und die Gangregelung mittels Unruh, Kugelumlauf, Pendel oder Drehpendel. Mechanische Uhrwerke werden mit einer Krone bei Taschen- oder Armbanduhren oder bei grösseren Uhren mit einem Schlüssel oder Gewicht aufgezogen.

Während einfache Uhrwerke nur über einen Stunden- und einen Minutenzeiger verfügen, haben aufwändigere Modelle weitere Funktionen zu bieten. Diese werden auch Komplikation genannt und meinen zum Beispiel Sekundenzeiger, Datumsanzeige, Wochentag, Weckfunktionen, Stoppuhr, Mondphase. Es gibt auch andere Arten der Anzeige, wie nur einen Stundenzeiger bei der Einzeigeruhr oder die Anzeige mithilfe von drehenden Scheiben unter einem Ausschnitt bei der Scheibenuhr.

Diese zusätzlichen Funktionen machen jedoch das Uhrwerk komplizierter. Schnell steigt da die Anzahl der Teile von 60 bei einfachen Varianten auf über 300. Kein Wunder, dass manche Exemplare eine Stange Geld kosten. Für hochwertige Uhren wie etwa eine Rolex geben Liebhaber gern mehrere Hunderttausend Euro aus. Aber auch Millionen werden für besonders aufwendig gearbeitete Modelle aus Manufakturen auf den Tisch gelegt. Jahrelange Entwicklung, präzise Handarbeit, hochwertige Materialien, Komplikationen und Verfeinerungen machen diese Modelle so teuer.

Für Exemplare aus der Schweizer Uhrenmanufaktur Patek Philippe werden auf Auktionen gerne mal mehrere Millionen Euro für einzelne Exemplare erzielt. Was macht diese Uhren so besonders? 200 verschiedene Modelle werden aktuell in der Manufaktur produziert. Sie werden in kleinen Serien von einem Dutzend bis zu wenigen hundert Einheiten hergestellt. Die monatelange Arbeit für die Herstellung machen die Produkte des Schweizer Unternehmens so teuer.

Die Krönung jeder Patek Philippe Uhr ist laut Hersteller die Tatsache, dass sie vom Gehäuse bis zu ihrem tickenden Innenleben durch Spezialisten mit langjähriger Berufserfahrung von Hand finissiert wurde. Das bedeutet, Gehäuse und Armband werden in ihrer Funktionalität und unter ästhetischen Aspekten aufwändig in Handarbeit verfeinert. Die Gehäusefertigung besteht bei Patek Philippe aus rund 50 Arbeitsschritten, die die Kompetenz von etwa 20 Spezialisten erfordern. Dasselbe gilt für die Metallarmbänder.

Die aktuell teuerste Uhr der Welt soll die Graff Hallucination sein und umgerechnet rund 40 Millionen Euro kosten. Die Damen-Armbanduhr aus England ist mit seltenen farbigen Diamanten besetzt und wurde in tausenden Arbeitsstunden gefertigt.

Kuriose Erfindungen

Neben wertvollen Uhren, wurden im Laufe der Zeit auch so manche Kuriositäten entwickelt. Mit mehr als 8000 Objekten hat das deutsche Uhrenmuseum in Furtwangen eine der umfassendsten Sammlungen der Welt und darunter auch das ein oder andere exotische Modell. "The Lady" nennt sich zum Beispiel ein Exemplar aus den 1970er Jahren. Die Nachttischuhr stammt aus den USA und zeigt mittels eines roten oder eines schwarzen Fensters, ob die Besitzerin, die die Uhr vorher richtig einstellen muss, ihre fruchtbaren Tage hat.

Heute ist es völlig normal, morgens mit ein bisschen Musik aus dem Radiowecker aus dem Schlaf geholt zu werden. Auch schon im Jahr 1930 hatte man keine Lust auf schrille Wecktöne und überlegte sich Alternativen: So entstand der Grammophonwecker mit dem schönen Namen Peter Pan Clock. Anstelle einer Glocke wird beim Alarm der Grammophonmotor ausgelöst und die Lieblingsmusik ertönt fröhlich knisternd am Ohr. Zwei Plattenseiten spielt der Motor hintereinander ab, als Resonanzkörper dient der aufgeklappte Deckel.

Die Uhr als Promille-Tester

Der Abend war lang, die alkoholischen Getränke lecker? Ob man jetzt noch hinters Steuer darf? Früher gab es noch keine Polizeikontrollen und so musste jeder Fahrer selbst entscheiden, ob er noch fahrtüchtig war oder nicht. Eine kleine Anhängeruhr aus den 1950er Jahren, die ebenfalls zur Sammlung des deutschen Uhrenmuseums gehört, konnte in diesem Fall Abhilfe schaffen. In die Uhr ist eine Wasserwaage mit einem roten Kreis und einem grünen Bereich in der Mitte eingearbeitet. Und so machten die Besitzer ihren eigenen Promilletest: Wer den Kreis eine Minute in der Mitte halten konnte, war noch nüchtern genug, um Auto zu fahren.

Eine der bekanntesten Uhren der Welt befindet sich auf dem Elisabeth Tower in London, der umgangssprachlich Big Ben genannt wird. Dabei trifft die Bezeichnung eigentlich nur auf die grösste der fünf Glocken des Uhrenturms zu.

1859 nahm die Uhr in dem 100 Meter hohen Turm ihren Dienst auf und hatte damals das exakteste mechanische Uhrwerk. Der Durchmesser der vier Ziffernblätter beträgt je sieben Meter. Damit die Uhr ordnungsgemäss funktioniert, sind rund um die Uhr Mechaniker, die sogenannten Keeper of the Great Clock, im Einsatz. Dreimal in der Woche wird das 250 Kilogramm schwere Uhrwerk mit einem Elektromotor aufgezogen.

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