Mikrowellen haben unsere Kochgewohnheiten verändert, doch eine Eigenschaft der Geräte treibt viele Menschen regelmässig in den Wahnsinn: Warum werden Essen und Flüssigkeiten nicht gleichmässig heiss? Das haben Forscher nun untersucht – und ihre Ergebnisse machen nur wenig Hoffnung auf wirklich warmes Essen.
Mikrowellen haben seit Mitte der 1950er-Jahre das Kochen revolutioniert. Vor allem die Geschwindigkeit beim Erhitzen ist im Vergleich zum herkömmlichen Kochen eigentlich unschlagbar – wenn da nicht dieses kleine Problem wäre: Flüssigkeiten und Lebensmittel werden nicht gleichmässig heiss. Woran das liegt, haben chinesische Forscher nun untersucht.
Die Studie wurde im Wissenschaftsjournal "AIP Advances" veröffentlicht und untersucht, wie die Mikrowelle ein Gefäss mit Flüssigkeit erhitzt. Im Vergleich zu herkömmlichen Kochmethoden macht die Mikrowelle dabei keine sehr gute Figur.
Darin liegt das Flüssigkeiten-Problem der Mikrowelle
Das Problem liegt laut den Forscher darin: Bei einem normalen Herd wird beispielsweise Wasser durch Konvektion gleichmässig erhitzt. Das Wasser wird durch die Zufuhr von Hitze am Kesselboden erwärmt und steigt auf. Dabei entstehen Wirbel und das Wasser beginnt innerhalb des Gefässes zu zirkulieren. So verteilt sich die Wärme.
Damit hat die Mikrowelle ein Problem: Das Gerät erhitzt die Flüssigkeit in einem Gefäss von allen Seiten gleichzeitig und nicht nur von unten aus. Damit entstehen keine Wirbel und das heisse Wasser sammelt sich an der Oberfläche, während es unten im Gefäss deutlich kühler bleibt. Doch es gibt eine Lösung für dieses Problem.
Forscher entwickeln Spezialglas
Ein Spezialglas soll die Temperatur innerhalb der Flüssigkeit beim Erhitzen mit der Mikrowelle besser verteilen. Dafür haben die Forscher einen dünnen Silberrand am Gefässrand angebracht. Er soll ein Überhitzen des Wassers verhindern und so das Erwärmen via Konvektion ermöglichen.
Und es ist laut den Forschern auch sicher: "Nachdem wir die richtige Grösse der Metallstruktur gefunden hatten, haben wir die Metallkante, die anfällig für Funkenbildung in der Mikrowelle ist, so platziert, dass sie in einem schwachen Teil des Mikrowellenfeldes steht und so völlig sicher ist", erklärt Baoqing Zeng, ein Co-Autor der Studie.
Damit scheint das Problem ungleichmässig erhitzter Flüssigkeiten gelöst, doch ein anderes Problem bleibt laut den Forschern weiter bestehen: Das Erhitzen von Nahrungsmitteln ist wesentlich komplexer, die Methode wie nun bei Flüssigkeiten würde daher nicht funktionieren. Wir werden also wohl noch länger mit heisskalten Resten vom Vortag leben müssen.
Richtigstellung: In einer früheren Version dieses Artikels wurde behauptet, dass die Mikrowelle das Gefäss selbst erhitzt. Dies ist nicht korrekt. Wir haben die entsprechende Passage korrigiert.
Verwendete Quellen:
- AIP Advances 10: "Multiphysics analysis for unusual heat convection in microwave heating liquid"
- bgr.com: "Science proves that microwaves suck at almost everything"
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