Der Mond begleitet die Erde seit Milliarden von Jahren. Als Motor der Gezeiten bewegt er das Wasser mächtiger Ozeane. Nur logisch, dass er auch unsere Biologie und unser Verhalten beeinflusst. Oder? Drei populäre Mondmythen auf dem Prüfstand.

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Schlaf

Bei Vollmond schläft man schlechter - das ist wohl die populärste Annahme, wenn es um den Einfluss des Erdtrabanten auf den Menschen geht. Eindeutige wissenschaftliche Belege dafür fehlen allerdings bisher.

2013 hatten Schweizer Wissenschaftler nach der Analyse von Daten aus einer Schlafstudie berichtet, dass Menschen um Vollmond herum unter anderem etwa fünf Minuten später einschlafen und insgesamt etwa 20 Minuten weniger schlafen.

Die Datenanalyse war rückblickend erfolgt - der Einfluss des Mondes hatte bei der Erhebung der Daten keine Rolle gespielt. Zudem waren die Lichtverhältnisse im Labor genau gesteuert worden. Die Forscher sahen ihre Ergebnisse daher als "ersten verlässlichen Beweis, dass der Mondrhythmus die Schlafstruktur des Menschen beeinflussen kann".

Andere Wissenschaftler, unter anderem vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München, konnten das Ergebnis der kleinen Studie mit gut 30 Teilnehmern allerdings nicht bestätigen. Sie hatten ebenfalls rückblickend Schlafdaten von mehr als 1.200 Teilnehmern aus mehr als 2.000 Nächten ausgewertet und keinen Zusammenhang mit dem Mondzyklus gefunden.

Sie stiessen allerdings auf Hinweise darauf, dass vor allem bei Neuanalysen älterer Daten positive Studien veröffentlicht werden, während solche mit negativem Ergebnis in der Schublade verschwinden - eine mögliche Erklärung dafür, dass sich die Vermutung so hartnäckig hält.

Die Schlaflosigkeit in Vollmondnächten bleibt also nach vorläufigem Ergebnis eher subjektive Wahrnehmung als wissenschaftliche Erkenntnis.

Geburten

Bei Vollmond werden mehr Babys geboren, lautet ein weiterer weit verbreiteter Glauben zum Einfluss des Mondes auf den Menschen. Auch für die Richtigkeit dieser Annahme kann die Wissenschaft keine Beweise liefern.

Schon vor mehr als zehn Jahren hatten Forscher der Universität Halle-Wittenberg einen umfassenden Datensatz aus Baden-Württemberg aus den Jahren von 1966 bis 2003 statistisch analysiert. Bei den mehr als vier Millionen Geburten liess sich keinerlei Zusammenhang zum Vollmond oder irgendeiner anderen Mondphase herstellen.

Italienische Forscher fanden zwar einen Zusammenhang zum Vollmond - aber es gab mal mehr, mal weniger Geburten. Es sei nicht nötig, in Vollmondnächten mehr Personal einzustellen, schreiben die Forscher lakonisch.

Eine Forscherin der südafrikanischen Stellenbosch University wertete jüngst Geburtenregister der Jahre 1810 bis 1929 aus ländlichen Gemeinden Spaniens aus - aus einer Zeit, in der es noch keine elektrische Beleuchtung gab und der Einfluss des Mondes voll zum Tragen gekommen sein könnte. Das Ergebnis auch hier: kein Zusammenhang zwischen Geburtenzahl und Mondphase.

Für den Einfluss des Mondzyklus auf den weiblichen Zyklus gilt übrigens Ähnliches: kein Zusammenhang statistisch nachweisbar.

Verbrechen

Helles Mondlicht macht aggressiv und lässt die Rate an Verbrechen nach oben schnellen. Diese Hypothese untersuchte ein Team von Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen 2009.

Sie setzten die Zahl von angezeigten Körperverletzungen zwischen 1999 und 2005 in Bayern in Bezug zur Mondphase - und fanden keinen Zusammenhang. Auch US-amerikanische Forscher fanden in ihrer Studie keine Hinweise darauf, dass der Mond die Verbrechensrate in einer texanischen Stadt beeinflusst.

Zusammenfassend kann man sagen: Der Mond war voll - und nichts passierte. So betitelten bereits in den 1980er-Jahren drei Forscher aus Kanada und den USA eine Überblicksstudie zum Einfluss des Mondes auf menschliches Verhalten.  © dpa

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