Die US-Weltraumbehörde Nasa hat einen Direktor für Ufo-Forschung ernannt. Was zunächst nach einem Scherz klingt, ist der Behörde völlig ernst: eine wissenschaftliche Untersuchung "nicht identifizierter ungewöhnlicher Phänomene".
Es gibt ab sofort einen Direktor für Ufo-Forschung bei der Nasa. Das sei auf Empfehlung einer speziellen Nasa-Expertengruppe geschehen, sagte Nasa-Chef Bill Nelson auf einer Pressekonferenz in Washington, bei der auch ein Bericht dieser Gruppe vorgelegt wurde.
Den neuen Direktorenposten übernimmt der langjährige Nasa-Manager Mark McInerney, der bereits zuvor bei dem Thema Ufos die Verbindung zum US-Verteidigungsministerium unterhielt. Die Nasa hatte zunächst aufgrund von Sicherheitsbedenken nicht öffentlich gemacht, wer den neuen Posten besetzen soll. Das macht deutlich, wie umstritten das Feld ist - und zu wie vielen Emotionen es führen kann.
"Wir müssen sicherstellen, dass wissenschaftliche Prozesse und Methoden frei sind", sagte Daniel Evans, eines der Mitglieder des Expertengremiums. "Einige der Drohungen und Belästigungen sind ganz ehrlich gesagt völlig inakzeptabel." Später verschickte die Nasa aber eine aktualisierte Pressemitteilung, in der der langjährige Nasa-Manager Mark McInerney als neuer Nasa-Ufo-Forschungsdirektor vorgestellt wird.
Ziel: Wissenschaft statt Sensationalismus
Der neue Chefforscher soll sich um die Erforschung von "Unidentified Anomalous Phenomena" - also "nicht identifizierten ungewöhnlichen Phänomenen" - kümmern. "Es steckt in der DNA der Nasa zu erforschen - und zu fragen, warum Dinge sind wie sie sind", sagte Nelson bei der Vorstellung des Expertenberichts. "Wir wollen die Konversation über UAP von Sensationalismus zur Wissenschaft verschieben." UAP ist die englische Abkürzung für den Begriff unidentifizierte Luftraum-Phänomene, der von den US-Behörden inzwischen anstelle des Begriffs Ufo (nicht identifiziertes Flugobjekt) verwendet wird.
Das Hauptergebnis des Berichts sei, dass es noch viel mehr zu lernen gebe, sagte Nelson. Die Expertengruppe habe zwar keine Hinweise darauf gefunden, dass die untersuchten UAP "ausserirdische Ursprünge" hätten. "Aber wir wissen nicht, was diese UAP sind", sagte Nelson. "Es gibt eine globale Faszination mit UAPs und diese Faszination liegt grösstenteils an ihrer unbekannten Beschaffenheit. Wir wollen die Konversation rund um UAPs von Sensationsgier zu Wissenschaft verlagern."
Die Weltraumbehörde hatte im vergangenen Jahr verkündet, Beobachtungen zu analysieren, die nicht eindeutig - etwa als technische oder Naturphänomene - identifiziert werden können. Während Ufos die Öffentlichkeit seit Langem faszinieren, hat die Wissenschaft das Thema häufig kaum ernst genommen oder gar gemieden.
Expertenbericht: Skepsis in Bezug auf ausserirdisches Leben
Das von der Nasa beauftragte 16-köpfige Expertenteam schreibt in seinem Bericht, bei der Überprüfung von Ufo-Sichtungen seien unter anderem "fortgeschrittene Analysetechniken" notwendig. In ihrem Bericht heben die Experten hervor, dass die Nasa über eine Vielzahl von Instrumenten zur Beobachtung der Erde und des Weltraums verfüge und neue Instrumente entwickele. So könne die Nasa prüfen, ob bestimmte Umweltbedingungen etwa in der Erdatmosphäre mit Ufo-Sichtungen im Zusammenhang stünden.
Skeptisch zeigen sich die Fachleute zu der Frage, ob Ufos ein Hinweis auf ausserirdisches Leben sein könnten. Dies dürfte stets nur die "letzte Hypothese" sein.
Bericht aus 2021: 143 nicht erklärbare Sichtungen in 17 Jahren
Die US-Geheimdienste hatten im Sommer 2021 einen mit Spannung erwarteten Bericht zu Ufo-Sichtungen vorgelegt. Darin ausgewertet wurden 144 Berichte des Militärs über Sichtungen zwischen den Jahren 2004 und 2021. Nur in einem Fall gab es für eine Sichtung eine Erklärung: Bei dem Flugobjekt handelte es sich dem Bericht zufolge vermutlich um einen grossen, Luft verlierenden Ballon.
Hinweise auf mögliches ausserirdisches Leben fanden sich in dem Bericht nicht. Explizit ausgeschlossen wird die Existenz von Aliens ebenfalls nicht - der neunseitige Bericht liess das Thema aussen vor.
Wie sehr das Thema Ufos und Ausserirdische fasziniert, wurde zuletzt am Dienstag in Mexiko deutlich: Im mexikanischen Parlament führte ein selbsternannter Ufo-Experte zwei angebliche Mumien von Ausserirdischen vor. Die Vorführung löste Kopfschütteln und zahlreiche amüsierte Kommentare aus. (afp/dpa/tar) © AFP
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