Vor mehr als 40 Jahren hat die Krebsforschung im All begonnen. Nun teilt die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit, dass Experimente zu "wahnsinnigen Fortschritten" im Kampf gegen die tückische Krankheit geführt haben. Denn Zellen haben in der Schwerelosigkeit des Alls eine andere Struktur.

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Als hätte Joe Biden es geahnt, als er 2016 noch als US-Vizepräsident seine Krebsinitiative "Moonshot" nannte: Der Schlüssel zur Heilung von Krebs könnte im Weltraum liegen. Experimente in der Schwerelosigkeit des Alls haben nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde Nasa zu "wahnsinnigen Fortschritten" im Kampf gegen Krebs geführt.

Moonshot – das Streben zum Mond – war der Slogan, mit dem US-Präsident John F. Kennedy in den 1960er Jahren bemannte Mondmissionen der USA vorangetrieben hatte. Das Weltall sei ein "einmaliger Ort zum Forschen", sagte der Astronaut Frank Rubio nun bei einer Veranstaltung der gleichnamigen Krebsinitiative in Washington.

Der 48-jährige Arzt und ehemalige Kampfhubschrauberpilot hatte sich bei seiner Mission auf der Internationalen Raumstation ISS unter anderem der Krebsforschung in 400 Kilometern Höhe gewidmet.

Zellen haben in Schwerelosigkeit andere Struktur

Zellen altern im Weltraum schneller, was die Forschung beschleunigt, und haben in der Schwerelosigkeit auch eine andere Struktur. "Sie bilden keine Klumpen wie unter der Schwerkraft auf der Erde. Im All schweben sie", erklärte Nasa-Chef Bill Nelson. So könnten die molekularen Strukturen der Zellen besser analysiert und Krebsmedikamente wirksamer gemacht werden.

Der US-Pharmakonzerns MSD hat auf der ISS etwa an seinem Antikörpermedikament Keytruda geforscht, das bisher intravenös verabreicht wird. Da der Hauptinhaltsstoff sich nur schwer verflüssigen lässt, könnte Kristallisierung zur Vereinfachung der Therapie eine Lösung sein. 2017 hat MSD in Experimenten getestet, ob die Kristalle sich im All schneller bilden als auf der Erde.

Vor 40 Jahren begann Krebsforschung im All

Nasa-Chef Nelson zeigt den Unterschied auf zwei Bildern: Auf dem ersten ist ein verschwommener, durchsichtiger Fleck zu sehen. Aber auf dem zweiten erscheinen etliche klar erkennbare, hellgraue Punkte.

Wir nutzen die Beschaffenheit des Weltraums, um den Krebs in seine Schranken zu weisen.

W. Kimryn Rathmell, Direktorin des Nationalen Krebsinstituts der USA

Das Foto zeige, dass sich im Weltraum kleinere und gleichmässigere Kristalle bilden, sagt Nelson. MSD hat den Angaben zufolge bereits Wege gefunden, mit denen die Wirkung dieser Kristalle auf der Erde nachgeahmt werden kann.

Krebsforschung im All begann vor mehr als 40 Jahren, habe zuletzt aber eine "revolutionäre" Entwicklung durchgemacht, sagt Nelson. "Wir nutzen die Beschaffenheit des Weltraums, um den Krebs in seine Schranken zu weisen", bestätigt die Direktorin des Nationalen Krebsinstituts der USA, W. Kimryn Rathmell.

Ziel, vier Millionen Menschenleben zu retten

Krebs ist in den USA die zweithäufigste Todesursache - nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Ziel des ambitionierten Moonshot-Programms ist es, die Todesrate durch Krebs in den nächsten 25 Jahren zu halbieren und so vier Millionen Menschenleben zu retten.

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"Wir kennen alle jemanden und die meisten von uns lieben jemanden, der gegen diese schreckliche Krankheit gekämpft hat", sagte US-Gesundheitsminister Xavier Becerra in der Nasa-Zentrale in Washington. "Und wie bei der Mondfahrt glauben wir, dass unsere Technologie und unsere Wissenschaftler in der Lage sind, das Unmögliche wahr zu machen, wenn es darum geht, Krebs - wie wir ihn heute kennen - zu überwinden."

US-Kongress bewilligt Nasa weniger Finanzmittel als im Vorjahr

Die politische Realität könnte diesem ehrgeizigen Ziel jedoch im Wege stehen. Der US-Kongress hat der Nasa nur gut 25 Milliarden Dollar (gut 23 Milliarden Euro) für dieses Jahr bewilligt. Das sind zwei Prozent weniger als im Vorjahr und deutlich weniger, als das Weisse Haus gefordert hatte.

Aber W. Kimryn Rathmell hat noch Hoffnung. "Der Weltraum hat die grosse Gabe, die Fantasie zu beflügeln", sagt sie. Und Krebsforschung im All habe das klare Ziel, "Leben zu retten". (ff/afp)

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