Schwarze Löcher sind Reinhard Genzels Leidenschaft - neben dem Sport. Der Beinahestarter bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München dringe "zum Kern der Sache vor", wie ein Kollege beeindruckt schildert. Dafür heimste Genzel bereits zig Auszeichnungen ein - und nun den Nobelpreis.

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Schwarze Löcher gehörten lange zu den grössten Rätseln der Astronomie. Der Astrophysiker Reinhard Genzel vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching bei München hat entscheidend dazu beigetragen, Licht in dieses Dunkel zu bringen.

Er beschäftigt sich mit dem gigantischen Schwarzen Loch im Zentrum unserer Galaxie. Und er brauchte sehr viel Geduld: Es dauerte mehr als ein Vierteljahrhundert, bis er dort ein gigantisches, supermassereiches, kompaktes Objekt nachwies. Dafür wurde dem 68-Jährigen nun am Dienstag der Nobelpreis für Physik zuerkannt.

Reinhard Genzel wird am 24. März 1952 im hessischen Bad Homburg geboren. In Freiburg geht er aufs Gymnasium, ein humanistisches, wie er 2008 anlässlich der Verleihung des Shaw-Preises schreibt. Er lernt Latein und Griechisch: "Vielleicht hat mich das zu einem lebenslangen Interesse an Geschichte und Archäologie geführt." Sein Vater sei ein experimenteller Festkörperphysiker gewesen, "und ich habe den grössten Teil meiner frühen Physik von ihm gelernt".

Genzel trainierte Olympia 1972 in München als Speerwerfer

Jahrelang treibt Genzel intensiv Sport. "Bis heute bin ich stolz darauf, einer der besten jungen Speerwerfer Deutschlands gewesen zu sein", schreibt er. "Ich schaffte es sogar in die deutsche Leichtathletik-Nationalmannschaft der Junioren, die für die Olympischen Spiele 1972 in München trainierte."

Nach einer allgemeinen physikalischen Ausbildung an den Universitäten in Freiburg und Bonn promoviert Genzel 1978 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. 1976 heiratet er seine Frau, eine Ärztin, das Paar hat zwei Töchter.

Danach ist Genzel viele Jahre in den USA tätig, unter anderem als Professor für Physik an der University of California in Berkeley. Seit 1986 ist er Direktor und wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, arbeitet aber auch an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina listet zahlreiche Auszeichnungen für seine Arbeit auf:

  • Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft (1980)
  • Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1990)
  • Balzan Preis 2003
  • Tycho-Brahe-Preis (2012)
  • Grosses Verdienstkreuz (mit Stern) der Bundesrepublik Deutschland (2014)
  • mehrere Ehrendoktorwürden

Kumpel Zensus kennt Genzel als "hervorragenden Sportler"

Der Deutsche ist Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und zahlreicher weiterer Organisationen. 2014 wurde er in den Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste aufgenommen. Dem Orden gehören mehr als ein Dutzend Nobelpreisträger an.

Anton Zensus ist Direktor am Bonner Max-Planck-Institut für Radioastronomie und kennt Genzel seit mehr als 40 Jahren. "Ich kenne ihn als hervorragenden Sportler und in seiner Frühzeit als Tischtennisspieler", erzählt er nach der Bekanntgabe der Preisträger. "Er hat eine unglaubliche Begeisterung für die Wissenschaft und für sein Feld. Er hat die Forschung auch bei der Max-Planck-Gesellschaft so unterstützt, dass wir auf Weltklasse-Niveau mitspielen."

Breitschwert: "Genzels Fragen gehen an den Kern der Sache"

Dieter Breitschwert, Astrophysiker der Freien Universität Berlin, sagt: "Mich hat beeindruckt, dass Herr Genzel Fragen gestellt hat, die an den Kern der Sache gehen. Er hat weniger Wert darauf gelegt, immer nett und höflich zu sein, sondern war eher wissenschaftlich direkt." (dpa/hau)

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