Der Bitcoin benötigt so viel Strom wie ganz Dänemark, 100 Mal googeln so viel wie eine halbe Stunde Licht brennen lassen. Solche und ähnliche Vergleiche sind öfter zu hören. Und so viel scheint klar: Das Netz ist ein echter Stromfresser. Und je stärker das Internet wächst, desto grösser werden die Energieprobleme.

Mehr Wissens-Themen finden Sie hier

Jeder Klick, jede Suchanfrage, jedes gestreamte Video oder hochgeladene Foto verbraucht ein kleines bisschen Strom. Einzeln betrachtet sind das nur geringe Mengen. Nichts im Vergleich zum Elektroherd in der Küche oder dem Gefrierschrank im Keller.

Eine Google-Suche mehr wird man auf der eigenen Stromrechnung also kaum bemerken. Global betrachtet schaut das aber ganz anders aus. Millionen Suchanfragen, Bilder und Filme werden jeden Tag digital über den Planeten geschickt. Täglich wächst dieser Daten-Berg. Alle ein bis zwei Jahre verdoppelt sich die weltweite Nutzung des Webs und seiner Ressourcen.

Das heisst: Die Menschen verbringen immer mehr Zeit im Netz und nutzen immer aufwendigere Anwendungen. Mobile Geräte befeuern den Trend und greifen permanent auf Internetanwendungen zurück.

Was mit wenigen, einfachen Websites begann, ist zu einem Datenstrom geworden, der riesige Mengen Energie schluckt.

Wäre das Internet ein Land, würde es laut Greenpeace beim Stromverbrauch an sechster Stelle stehen. Auf die globale IT-Branche entfallen etwa sieben Prozent des weltweiten Stromverbrauchs. Das entspricht ungefähr der Menge, die 70 Prozent aller Kernkraftwerke produzieren.

Doch Smartphones, Laptops und Desktop-PCs werden immer effizienter. Kann das nicht den Verbrauch drosseln?

Rechenzentren in Frankfurt brauchen mehr Strom als der Flughafen

Dazu muss man sich zunächst anschauen, wie sich dieser Verbrauch zusammensetzt. Wer beispielsweise eine Google-Suche startet, benötigt an drei Stellen Energie: beim eigenen Endgerät, in den Daten- und Rechenzentren mit ihren Servern und Kühlaggregaten und bei den Kommunikationsnetzen inklusive Mobilfunkstationen und Internet-Router.

2012 machten Smartphone, PC und Co. zu Hause noch knapp die Hälfte am Gesamtverbrauch des Internets aus. 2017 war es nur noch ein Drittel.

Einen immer grösseren Teil verbrauchen dabei die Rechenzentren. Innerhalb von fünf Jahren ist ihr Anteil von 15 auf 21 Prozent gestiegen. Cloud- und Streaming-Dienste lassen die Datenmengen anwachsen und machen immer grössere Rechnerfarmen nötig.

Die verbrauchen weltweit inzwischen genauso viel Energie wie die globale Luftfahrt. Allein die Rechenzentren in Frankfurt ziehen mehr Strom als der internationale Flughafen.

Viele Prozesse laufen mittlerweile in solchen Hallen ab. Auch eine Suchanfrage bei Google wird dort bearbeitet. Das Unternehmen gibt an, dass eine Suchanfrage etwa 0,3 Wattstunden auf den eigenen Servern benötigt. Mit 3.000 Suchanfragen könnte man hier also einen Eimer Wasser zum Kochen bringen.

Dazu kommt noch der Stromverbrauch des Geräts, mit dem die Anfragen losgeschickt werden. Sucht man mit einem älteren Desktop-PC, werden aus einem Eimer ganz schnell 30. Mit einem Smartphone ist man deutlich sparsamer unterwegs.

Video-Streaming treibt Verbrauch in die Höhe

Bei etwa 3,8 Millionen Google-Suchanfragen pro Sekunde kommt einiges zusammen. Doch selbst das macht nur einen Bruchteil des Strombedarfs des Internets aus.

Vor allem Cloud-Computing und Video-Streaming lassen die Daten- und Energiemengen in den letzten Jahren nach oben schnellen. Bei grösseren Datenmengen verbrauchen die Server-Hallen und auch die Kommunikationsnetze mehr Strom.

Streamen Sie einen einstündigen HD-Film mit etwa drei GB, verbrauchen Sie ungefähr 0,6 Kilowattstunden. Mit einem Elektroauto schafft man damit 4 Kilometer. Mit der Energie für einen Serienmarathon kommt man also leicht in die nächste Stadt.

Schon 2015 waren Videos für zwei Drittel des Datenverkehrs verantwortlich. Bis 2020 wird der Anteil wohl auf 80 Prozent steigen, wie der SWR berichtet.

Konzerne und Politik denken um

Mit wachsender Beliebtheit der Dienste wird auch in Zukunft der Verbrauch nicht weniger werden. Um die Energiekosten zu senken, denken die Tech-Firmen bereits um und verlegen die Rechnerfarmen vom heissen Silicon Valley ins kalte Skandinavien.

Neue Hallen schiessen dort wie Pilze aus dem Boden. Die kalte Aussenluft kühlt die Computer kosten- und energiesparend. Die heisse Abluft wird ins Fernwärmenetz gespeist.

Auch die Rechenleistung der Geräte steigt, bei Laptops wie bei Desktop-Computern. Trotz immer effizienterer Modelle verbraucht ein moderner Computer genauso viel, wie ein Modell aus den 90ern. Der Spar-Effekt ist damit futsch.

Ohne die sparsameren Rechenzentren und effizienteren Geräte würde der Verbrauch allerdings im Gleichschritt mit der Datenmenge wachsen - sich also alle zwei Jahre verdoppeln. Die Effizienzsteigerungen können diese Entwicklung also immerhin abfedern.

Regenerative Energien für die Zukunft

Künftig soll der Strom ausschliesslich aus regenerativen Energieformen stammen. Google wirbt schon jetzt damit, mehr Öko-Strom einzukaufen, als es verbraucht. Allein die Datenzentren des Konzerns benötigen etwa so viel Strom wie eine 200.000-Einwohner-Stadt.

Greenpeace bescheinigt dem Unternehmen eine sehr gute Bilanz beim Öko-Strom. Auch andere grosse Tech-Konzerne wie Apple oder Facebook setzen auf grüne Energien.

Die Streaming-Dienste kommen im Ranking der Umweltorganisation schlechter weg. Netflix, Amazon, HBO oder Hulu setzen bislang noch kaum auf regenerative Stromproduktion.

Für die Zukunft wird daran aber wohl kein Weg vorbeiführen. Denn der Energieverbrauch des Internets wird weiter wachsen.

Verwendete Quellen:

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.