• In der Umwelt, im Wasser und an Land: Mikroplastik findet sich mittlerweile nahezu überall.
  • Menschen und Tiere nehmen die Teilchen auf.
  • Was die Folgen davon sind, ist bislang noch wenig erforscht.
  • Eine neue Studie zeigt nun allerdings, dass auf diesem Weg durchaus Krankheitserreger in den Körper gelangen können.

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An winzigen Plastikpartikeln im Boden haften sich zahlreiche Pilze an. Einer Studie deutscher Forscher zufolge reichern sich insbesondere krankmachende Arten an. Mikroplastik müsse als mögliche Quelle von Pilzinfektionen des Menschen in Betracht gezogen werden und sei womöglich am weltweit beobachteten Anstieg von Pilzerkrankungen beteiligt, schreiben die Wissenschaftler im Fachmagazin "Scientific Reports".

Die Forscher um Gerasimos Gkoutselis von der Universität Bayreuth und Stephan Rohrbach von der Leibniz Universität Hannover hatten Bodenproben an fünf Orten in der kenianischen Stadt Siaya genommen: an zwei Mülldeponien, einem Marktplatz, an einer Strasse sowie in einem Innenhof. Mit gentechnischen Verfahren bestimmten sie die an dem Mikroplastik sowie im Boden insgesamt vorkommenden Pilze. Mikroskopische Untersuchungen ergänzten die Analyse.

Spezialisierte Pilzgemeinschaften bilden sich am Plastik

"Wir haben auf den Mikroplastik-Partikeln alle Stadien pilzlicher Biofilmbildung beobachten können", sagt Gkoutselis laut Mitteilung seiner Universität. "Dabei konnten wir nachweisen, dass die Pilze in der so genannten Plastisphäre nicht nur wachsen, sondern sich auch vermehren."

Die Pilzgemeinschaften auf dem Plastik unterschieden sich dabei von denen, die die Wissenschaftler im Boden nachwiesen. Am Plastik fanden die Forscher insgesamt weniger Arten als im Boden. Das spreche dafür, dass sich dort spezialisierte Pilzgemeinschaften bilden.

Und: Vor allem krankmachende Arten scheinen sich am Plastik anzureichern. "Einige für den Menschen gefährliche Arten, darunter Schwärzepilze und kryptokokkale Hefepilze, sind auf den Oberflächen der Mikroplastik-Partikel in höheren Konzentrationen vorhanden als im umgebenden Boden", sagt Gkoutselis.

Möglicherweise versetze ihre charakteristische Lebensweise sie dazu in die Lage, an Plastik zu wachsen, etwa die Bildung von Biofilmen oder von invasiven Strukturen.

Probleme vermutlich vor allem in tropischen Ländern

Probleme mit der Übertragung von krankmachenden Pilzen dürfte es den Forschern zufolge vor allem in tropischen Ländern geben, wo die Abfallbeseitigung häufig schlecht ist und somit viel Müll in die Umwelt gelangt. Sie betonen aber, dass Kenia eine Vorreiterrolle bei der Vermeidung von Plastikmüll einnehme.

"Seit 2017 sind dort effektive Massnahmen zur Vermeidung von Einwegplastik getroffen worden. Ebenfalls ist Kenia einer Allianz beigetreten, die den Plastik-Import aus Industriestaaten erschweren soll", sagt Studienleiter Gerhard Rambold von der Universität Bayreuth. Damit seien dort frühzeitig Massnahmen zur Vermeidung von Plastikmüll in der Umwelt getroffen worden.

"Dass wir in den Bodenproben aus Kenia zahlreiche krankheitserregende Pilzgruppen entdeckt haben, ist ein deutliches Indiz für die Dringlichkeit des Problems in tropischen Regionen im Allgemeinen, zumal hier die Rate von Pilzinfektionen bereits heute schon hoch ist."

Mikroplastik findet sich mittlerweile nahezu überall in der Umwelt - in der Tiefe des Marianengrabens genauso wie in der Todeszone des Mount Everest, von der Arktis bis zur Antarktis, in Wasser, Boden und Luft. Es entsteht, wenn grössere Plastikstücke zerrieben werden, gelangt aber zum Beispiel auch aus Kosmetika oder beim Waschen von Kleidung in die Umwelt. Die Folgen der Verschmutzung für Mensch und Tier sind bislang nicht ausreichend erforscht. (ff/dpa)

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