Wenn die Wolkenkratzer in die Höhe schnellen, schauen viele staunend nach oben. Doch manchen steht dabei eher die Sorge ins Gesicht geschrieben. Denn wenn Höhenrekorde fallen, purzeln auch die Kurse. Das behauptet zumindest der sogenannte Skyscraper-Index.

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Die Hochhäuser schiessen derzeit aus dem Boden wie Pilze. In New York wachsen hohe schlanke Wohntürme als Spekulationsobjekte. In London sind über 500 Wolkenkratzer in Planung. Und in Dubai und Saudi Arabien sollen demnächst die neuen, höchsten Gebäude der Welt entstehen und dabei die 1.000-Meter-Marke knacken.

Gerade die spektakulärsten Bauprojekte, werden in der Finanzwelt zum Teil mit Skepsis gesehen. Zumindest von denjenigen, die dem "Skyscraper-Index" vertrauen. Der sieht einen Zusammenhang zwischen Hochhausboom mit Höhenrekorden und Wirtschaftskrisen.

Denn nicht nur der letzte Rekordbrecher aus Dubai, der Burj Kalifa, wurde während der Finanzkrise fertiggestellt. Durch die Geschichte der Hochhäuser zieht sich ein roter Faden. Erstaunlich oft wird ein Rekord-Hochhaus dann fertiggestellt, wenn sich das Land oder die Welt sich in einer Wirtschaftskrise befindet.

Auf Höhenrekord folgt Crash

Die Petronas Towers werden in Kuala Lumpur 1997 vollendet, als die Asienkrise beginnt. Während der Ölkrise und dem Börsenkrach Mitte der 70er Jahre eröffnen der Sears Tower und das World Trade Center ihre Pforten.

Auch dem schwarzen Donnerstag im Jahr 1929 gingen die Rekordbauten Chrysler Building und Empire State Building voraus. Das Singer Building und der Metropolitan Life Tower stellen die Amerikaner 1908 und 1909 fertig, kurz nach der Panik von 1907.

Die höchsten Gebäude ihrer Zeit wurden im vergangenen Jahrhundert immer dann vollendet, wenn es der Wirtschaft schlecht ging. Ist das nur ein zufälliger Zusammenhang, oder besteht hier tatsächlich eine Verbindung?

Überzogene Euphorie - Übertreibungen am Aktienmarkt

Andrew Lawrence entwickelte 1999 den "Skyscraper-Index". Zunächst glaubte er selbst nicht an ein tatsächliches Phänomen. Eher als Scherz beschäftigte er sich mit dem Thema und fand aber bald den erstaunlichen Zusammenhang. Kurze Zeit später nahm die Wissenschaft den Index auch in die Forschung auf.

Lawrences´ Theorie nach fliesst am Gipfel des wirtschaftlichen Erfolgs das meiste Geld in die Hochhausprojekte. Die Wolkenkratzerrekorde waren demnach ein Zeichen dafür, dass der Höhepunkt des Konjunkturzyklus überschritten war.

Den letzten Test bestand der Index erst vor drei Jahren. 2015 warnte Lawrence nach dem Bauboom in China vor einer Blase. 80 Prozent der weltweit im Bau befindlichen Wolkenkratzer standen in dem Land. Noch im gleichen Jahr kam es zum Börsencrash.

Ein guter Indikator für eine Krise?

Auch aktuellere Untersuchungen beschäftigen sich mit dem Thema. Der Finanzwissenschaftler Gunter Löffler von der Universität Ulm veröffentlichte 2010 eine Studie dazu. Er untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Bau von Wolkenkratzer und der Entwicklung des Aktienmarktes. Seine Auswertung von Daten ging bis ins Jahr 1871 zurück.

Vor allem neue Höhenrekorde waren dabei auffällig. Nach dem Baubeginn brachen regelmässig die Renditen ein. Seiner Meinung nach eignete sich der Indikator somit besser als gängige Kennzahlen.

Für ihn sind vor allem ein grosser Optimismus und geringes Risikobewusstsein die Verbindung zwischen Höhenboom und Aktienmarkt. In dieser Zeit ist es besonders leicht Investitionen für milliardenschwere Projekte zu bekommen. Laut Löffler führte das durch die Jahrhunderte hinweg, früher oder später zu einem Crash.

Doch ob der Index tatsächlich auch jetzt funktioniert, ist schwer zu sagen. Seine Treffsicherheit in der Vergangenheit ist keine Garantie für die Zukunft. Hundertprozentig ins Schwarze traf er zudem nicht immer. Der Rezession von 1937 und der Anfang der 1980er Jahre beispielsweise, gingen keine Rekordbauten voraus.

2020 folgt der nächste Test. Dann will Saudi Arabien den Jedda Tower in Dschidda nahe Mekka fertigstellen. Über einen Kilometer wird das Gebäude in die Höhe ragen.

Quellen:

  • Handelsblatt: "Wolkenkratzer und Wirtschaftskrisen"
  • Mises Institute: "Skyscrapers and Business Cycles"
  • Handelszeitung: "Wie Wolkenkratzer zum Wirtschaftsfluch werden"
  • Business Insider: "„Wolkenkratzer-Index“: Folgt auf den neuen Rekordturm eine Wirtschaftskrise?"
  • WirtschaftsWoche: "Was Börsenprognosen mit Baukränen, Chinafotos oder Bewegungsdaten taugen"
  • Universität Ulm: "Tower Building and Stock Market Returns"
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