Geringeres Schlaganfallrisiko durch Zahnseide, die Seine erholt sich und eine seltene Tierart streift wieder öfter durch Indien – das sind die guten Nachrichten im Februar.
Die tägliche Flut an negativen Nachrichten lässt viele Menschen frustriert, traurig, wütend oder mit einem Gefühl der Ohnmacht zurück. Trotzdem werden negative Schlagzeilen mehr gelesen als positive Meldungen – vermutlich aus einem evolutionsbiologischen Grund: Das menschliche Gehirn ist darauf ausgelegt, uns vor Gefahren zu bewahren. Deshalb reagiert es auf Schreckensmeldungen besonders sensibel und speichert negative Informationen stärker ab.
Aber: Doomscrolling, also gezielter und massiver Konsum von negativen Nachrichten, kann der psychischen Gesundheit schaden, wie zahlreiche Studien belegen. Positive Informationen wirken da wie ein Gegengewicht: Sie verdeutlichen, dass es auch konstruktive Lösungen für ein gutes Miteinander und eine bessere Zukunft gibt.
In diesem Sinne: Hier sind die guten News des Monats!
Zahnseide könnte das Schlaganfallrisiko senken
Die Älteren werden sich erinnern: In einer Szene in "Pretty Woman" verschwindet
Denn: Dass die regelmässige Reinigung der Zahnzwischenräume nicht nur hygienisch ist, sondern auch das Risiko eines Schlaganfalls senken könnte, haben Forschende nun in einer Langzeitstudie herausgefunden.
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Die vorläufigen Ergebnisse präsentierten sie bei der Internationalen Schlaganfallkonferenz der American Stroke Association Anfang Februar in Los Angeles. Die Untersuchung mit über 6.000 Teilnehmenden ergab, dass Menschen, die regelmässig Zahnseide verwendeten, ein um 22 Prozent geringeres Risiko für einen Schlaganfall durch eine blockierte Arterie hatten und ein um 44 Prozent niedrigeres Risiko für einen Schlaganfall durch Blutgerinnsel, die vom Herzen ausgehen. Zudem konnten sie ein 12 Prozent geringeres Risiko für Vorhofflimmern feststellen, wenn Zahnseide mindestens einmal pro Woche verwendet wurde.
Die Forschenden vermuten, dass Zahnseide Entzündungen und Infektionen im Mund reduziert und dadurch das Risiko für Arterienverkalkung und Schlaganfälle sinkt. Die Studie basiert auf Fragebögen und einer 25 Jahre langen Nachbeobachtung der Teilnehmenden, in der die teilnehmenden Personen allerdings nicht zu einer möglichen Aktualisierung ihrer Mundhygiene befragt wurden. Trotzdem sehen die Forschenden in der Verwendung von Zahnseide eine günstige und einfach umzusetzende Präventivmassnahme.
Seltene Muscheln in der Seine gefunden
Rund 1,4 Milliarden Euro investierte die Stadt Paris in die Verbesserung der Wasserqualität der Seine, um sie für die Olympischen Spiele im Jahr 2024 schwimmtauglich zu machen. Trotz aufwendiger Massnahmen wie einem 30 Meter tiefen Regenrückhaltebecken und modernisierten Kläranlagen führte ein Starkregen kurz vor den Spielen zu einer Überlastung des Abwassersystems – und einer zu hohen bakteriellen Belastung des Wassers für den Schwimmsport.
Dass sich die Investitionen aber wenigstens langfristig gelohnt haben, zeigt ein besonderer Fund eines Forscherteams aus Frankreich. Sie entdeckten drei seltene Süsswassermuschelarten, die auf der Roten Liste für bedrohte Tier- und Pflanzenarten stehen. Die bessere Wasserqualität und auch das höhere Vorkommen von Phytoplankton, Hauptnahrungsquelle der Muscheln, machen die Seine offenbar wieder zu einem attraktiveren Ort für die Weichtiere.
Die Muscheln in einer so stark vom Menschen beeinflussten Umgebung zu finden, sei spektakulär, zitiert die Tageszeitung "Le Monde" Projektleiter Vincent Prié vom Labor Spygen.
Die Muscheln wurden von Mitarbeitenden des Pariser Umweltbüros (OGE) und des Labors Spygen gefunden, die unter anderem die Auswirkungen von künstlicher Beleuchtung auf die Biodiversität untersuchen. Während Lichtverschmutzung die Sichtbarkeit von Sternen verringert und nachtaktive Wildtiere, die sich am Polarstern orientieren, durcheinanderbringt, erfreut sich der in der Seine gedeihende Phytoplankton an der Lichtreflexion der Stadtlichter im Wasser und vermehrt sich. Für die bedrohten Muschelarten bedeutet das: Bon Appétit!
Grössere Tigerbestände in Indien
Auch in Indien zeigt sich, dass sich das Zusammenleben von Mensch und Tier durch gezielte Massnahmen verbessern lässt. Intensive Schutzbemühungen haben dort dazu geführt, dass die Zahl der frei lebenden Tiger in den letzten Jahren gestiegen ist. Alle vier Jahre werden die Bestände erfasst.
Bei einer Zählung im Jahr 2006 wurden 1.411 Tiger gezählt, im Jahr 2022 waren es etwa 3.680. Rund 75 Prozent der weltweiten wilden Tigerpopulation lebt in Indien – obwohl die Population in der bevölkerungsreichsten Region der Welt stetig wächst und die Lebensräume für Wildtiere immer kleiner werden. Paradox?
Im Rahmen einer Studie des indischen Wildtierinstituts und der Nationalen Tigerschutzbehörde wurde untersucht, warum sich die Tigerbestände trotz der wachsenden Bevölkerungsdichte etwas erholen konnten. Neben neuen Schutzgebieten und Habitatkorridoren habe auch der steigende Wohlstand und die grössere politische Stabilität zu der positiven Entwicklung beigetragen. Zudem sei es Behörden und Wildtierschützern gelungen, eine grössere Akzeptanz in der Bevölkerung für den Schutz der Grosskatzen zu erreichen.
Bewaffnete Konflikte, Armut und intensive Landnutzung hätten sich viele Jahre lang negativ auf die Tigerpopulation in Indien ausgewirkt. Die Forschenden hoffen, dass die erfolgreichen Tigerschutzmassnahmen in Indien von anderen Ländern, in denen es oft zu Konflikten zwischen Menschen und Wildtieren kommt, zum Vorbild genommen werden – und dass sie in Zukunft friedlich koexistieren können.
Verwendete Quellen
- eurekalert.org: Regular dental flossing may lower risk of stroke from blood clots, irregular heartbeats
- lemonde.fr: Trois espèces de moules rares et menacées découvertes en plein cœur de Paris
- cordis.europa.eu: Lichtverschmutzung in Städten und ihre Auswirkungen auf nächtliche Aktivitäten
- science.org: Tiger recovery amid people and poverty
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