Vor allem die Deutschen haben das EU-Parlament zu dem Entschluss getrieben, den Weg freizumachen für die Abschaffung der Zeitumstellung. 2021 soll es so weit sein. Doch was bedeutet das Votum von Strassburg?

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Viele Menschen sind genervt vom ewigen Her und Her: Seit 1980 wird in Deutschland zweimal pro Jahr die Uhrzeit umgestellt. Im März geht es um eine Stunde vor, im Oktober um eine Stunde zurück.

Im Sommer 2018 beteiligten sich 4,6 Millionen Menschen an einer Online-Konsultation der EU über eine mögliche Abschaffung der Zeitumstellung. Alleine drei Millionen davon, mehr als 65 Prozent, kamen aus Deutschland.

Überwältigende 84 Prozent der 4,6 Millionen Abstimmenden gaben der EU als Wunsch mit auf den Weg, der Zeitumstellung ein Ende zu machen.

Am Dienstag hat das EU-Parlament nun für eine Abschaffung der Zeitumstellung ab dem Jahr 2021 gestimmt. 410 Abgeordnete votierten in Strassburg dafür, 192 dagegen, 51 enthielten sich der Stimme. Doch noch sind einige Fragen offen:

Ist das das Ende der Zeitumstellung?

Das Votum des EU-Parlaments ist keine Vorschrift, sondern eine Empfehlung. Jedem Mitgliedstaat steht die Entscheidung über die Abschaffung der Zeitumstellung frei.

Bleibt die Winter- oder die Sommerzeit?

Auch diese Entscheidung wird auf nationaler Ebene gefällt werden. Fällt die Zeitumstellung ab 2021 tatsächlich weg, dann muss sich nicht nur Deutschland für eine von zwei Optionen entscheiden: dunklere Vormittage im Winter oder kürzere Abende im Sommer.

Dies hängt davon ab, wann die Uhr quasi angehalten wird: auf der Winterzeit, die auch als Normalzeit bezeichnet wird, oder auf der "unnormalen" Sommerzeit. Deutschland favorisiert die Normalzeit, also Winterzeit, die auch in Osteuropa gilt.

Wie viele unterschiedliche Zeitzonen drohen in Europa?

Die Hoheit darüber, welche Zeit wo gelten soll, behalten die einzelnen Nationalstaaten. Vor allem für den gemeinsamen Wirtschaftsraum Europa ist eine weitgehende Synchronisierung angesichts von Büro- und Geschäfts- sowie von An- und Abreisezeiten deshalb unerlässlich.

"Es wäre misslich, wenn man bei einer Fahrt von Norddeutschland über die Niederlande und Belgien nach Frankreich dreimal die Uhr umstellen muss", erklärten kürzlich die CDU-Abgeordneten Peter Liese und Dieter Koch, die sich beide für ein Ende der Zeitumstellung aussprechen.

Die Abgeordneten des EU-Parlaments schlagen zu diesem Zweck ein Koordinierungsgremium vor, in dem Vertreter von EU-Kommission und Mitgliedstaaten sitzen sollen. Eine Einigung dürfte aber nicht vor dem Sommer erfolgen. Anschliessend müssen Parlament und EU-Staaten einen Kompromiss finden - damit wird nicht vor Herbst 2019 gerechnet.

Wie wirkt sich die Zeitumstellung auf den Alltag aus?

Beispiel Frankfurt: Würde schon dieses Jahr die "ewige Sommerzeit" gelten, ginge in der Main-Metropole am kürzesten Tag des Jahres, am 22. Dezember, die Sonne erst um etwa 9:20 Uhr auf. Davor: Dunkelheit und Dämmerung.

Das würde bedeuten, dass etwa Kinder am Morgen einen gefährlicheren Weg Richtung Kindergarten und Schule hätten. Das könnte in der Konsequenz zu mehr Unfällen, zu mehr Verletzten und Toten auf den Strassen führen.

Das verspätete Einsetzen der Helligkeit würde auch dazu führen, dass Klein wie Gross einen längeren Anlauf benötigten, um wirklich wach zu werden und ihre Leistungsfähigkeit herzustellen.

Bei einer "ewigen Winterzeit" verschwände die Sonne am längsten Tag des Jahres, dem 21. Juni, schon etwa um 20:40 Uhr hinterm Horizont, statt um 21:40 Uhr. Das würde bedeuten: Schluss mit den langen lauen Sommerabenden.

In beiden beschriebenen Fällen käme es zudem zu einem vermehrten Energiebedarf und -verbrauch durch den längeren Einsatz von künstlicher Beleuchtung.

Genau das aber, das Einsparen von Energie, war vor fast drei Jahrzehnten der Beweggrund, die Sommerzeit einzuführen. (hau/dpa)

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