Wir haben gefragt und Sie haben geantwortet: 76 Prozent unserer Leser finden, dass die Sommerzeit auch im Jahr 2013 definitiv ein Relikt von gestern ist. Doch warum schafft man die nervige Umstellung der Uhr nicht einfach ab? Das hat wie so oft politische Gründe.

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Am Osterwochenende vom 30. auf den 31. März wurden die Uhren in der Nacht von 2 auf 3 Uhr wieder eine Stunde vorgestellt. Inzwischen kämpft jeder Vierte mit den Folgen der Zeitumstellung, wie eine aktuelle Umfrage der Krankenkasse DAK zeigt: Fast jede dritte Frau (30 Prozent) leidet nach der Zeitumstellung unter gesundheitlichen Problemen. Bei den Männern gaben das nur 18 Prozent an. Die meisten der Betroffenen fühlen sich schlapp und müde, haben Einschlafprobleme oder Schlafstörungen (79 und 59 Prozent). Mehr als jeder Dritte von ihnen hat nach der Zeitumstellung Konzentrationsprobleme (36 Prozent), jeder Zehnte sogar depressive Verstimmungen. Kein Wunder also, dass 76 Prozent unserer befragten Leser eine Rechnung mit der ungeliebten Sommerzeit offen haben und am liebsten die Uhr in Ruhe lassen würden.

Zeitumstellung, warum eigentlich?

Erstmals umgesetzt wurde eine Umstellung von Winter- auf Sommerzeit am 30. April 1916 im Deutschen Reich sowie in Österreich-Ungarn. Noch im selben Jahr zog das Vereinigte Königreich von Grossbritannien und Irland nach. Der Grund für den Dreh an der Uhr erkennt man an der englischen Bezeichnung der damaligen Sommerzeit "Daylight Saving Time" (dt. "Tageslicht sparende Zeit"). Es ging also darum, die Zeitspanne mit nutzbarem Tageslicht für die Bevölkerung zu vergrössern.

Eine ähnliche Überlegung wurde bei unserer heutigen Sommerzeit angestellt, allerdings lag hier das Hauptaugenmerk auf der Einsparung von Energie. Die heute gültige Zeitumstellung wurde in den meisten Ländern Europas 1977 eingeführt, Deutschland zog 1980 nach. Auslöser war unter anderem die Ölkrise 1973. Mit der Regelung sollte das Tageslicht besser genutzt werden, um Energie zu sparen. Doch dieser Punkt ist bis heute stark umstritten. Experten gehen nämlich von keiner nennenswerten Reduzierung des Energiebedarfs in den Sommermonaten aus.

Warum wird der Dreh am Zeiger nicht abgeschafft?

Wenn so viele Punkte gegen die Sommerzeit sprechen, muss die Frage erlaubt sein, warum sie nicht abgeschafft wird. Hier kommt die Politik ins Spiel, denn die Messung der Zeit ist eine höchststaatliche Aufgabe. Innerhalb Europas regelt eine Richtlinie der EU die Zeitumstellung. Auch einige assoziierte Staaten, wie die Schweiz, der Europäische Wirtschaftsraum ausser Island, sowie einige andere Länder verwenden die dort festgeschriebene Regelung. Und darin liegt das Problem.

Auf eine Anfrage (PDF) der FDP-Fraktion im Jahr 2005 zu Sinn und Unsinn der Sommerzeit antwortete die damalige Bundesregierung: "Für das weitere Funktionieren des EU-Binnenmarktes ist es von wesentlicher Bedeutung, dass Tag und Uhrzeit des Beginns und des Endes der Sommerzeit einheitlich in der gesamten Gemeinschaft festgelegt werden. Die Bundesregierung wird deshalb an der Sommerzeit festhalten, sofern nicht die Mitgliedstaaten der Europäischen Union gemeinsam die Absicht haben, die Sommerzeit abzuschaffen."

Im Klartext bedeutet das: Ein einzelner Staat kann sich dem Druck der Gemeinschaft nicht entziehen. Jeder Mitgliedstaat der EU müsste die geltende Regelung zurücknehmen, um die Sommerzeit abzuschaffen. Und das ist im heutigen Europa kaum mehr möglich.

Damit bleibt uns die Sommerzeit wohl auch in Zukunft erhalten und zum Glück hat das auch etwas Gutes: Die Sommerzeit beschert auch 2013 allen eine Stunde mehr Sonnenlicht am Abend.

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