Das EU-Parlament hat am heutigen Donnerstag einem Antrag zugestimmt, mit dem die Regeln zur umstrittenen Zeitumstellung eingehend überprüft werden sollen. Im Raum steht die Neubewertung und mögliche Abschaffung der Sommerzeit.

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Der Antrag auf Überprüfung der Zeitumstellung wurde am heutigen Donnerstag vom EU-Parlament mit 384 Stimmen bei 153 Gegenstimmen und 12 Enthaltungen angenommen.

Zeitumstellung auf Sommerzeit soll überprüft werden

Demnach fordern die Parlamentarier eine "gründliche Bewertung" der gegenwärtigen Regel zur Zeitumstellung sowie eine mögliche Überarbeitung, falls eine Neubewertung zu diesem Schluss kommen sollte.

Das geht aus einer offiziellen Pressemitteilung des EU-Parlaments nach der Abstimmung hervor.

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Bürgerinitiativen hätten dargelegt, dass es in der Öffentlichkeit ernsthafte Vorbehalte gegenüber der halbjährlichen Zeitumstellung gebe, erklärt das EU-Parlament.

Zwar kämen zahlreichen Studien nicht zu eindeutigen Ergebnissen, doch es gäbe Hinweise "auf negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit", so die Parlamentarier.

Mit der positiven Abstimmung über den Antrag, liegt der Ball nun im Feld der EU-Kommission. Sie solle nun die Richtlinie zur Sommerzeitregelung gründlich prüfen und gegebenenfalls einen Vorschlag zur Überarbeitung vorlegen, erklären die Abgeordneten.

Kritiker der Zeitumstellung bemängeln, dass das Drehen an der Uhr nicht wie erhofft Energie einspare, sondern eher gesundheitliche Probleme hervorrufe.

"Gut 20 Prozent der Bürger leiden massgeblich unter der Zeitumstellung im März und im Oktober jeden Jahres. Etwa 80 Prozent der Bevölkerung ist es egal. Doch Ärzte, Psychologen und Selbsthilfegruppen von schlafgestörten Menschen bestätigen die negativen Auswirkungen auf Menschen, ob diese sie empfinden oder nicht", hiess es bereits vor der Parlamentsentscheidung in einer offiziellen Erklärung des EU-Abgeordneten Dieter Koch von der CDU.

Nicht Sommerzeit abschaffen, sondern die Normalzeit

Sei Parteikollege Werner Langen sieht das anders. Er verteidigt gar nicht einmal das überholte Energiespar-Argument, sondern führt die längere Tageslichtdauer an - dass es also abends länger hell bleibe: "Sonnenschein ist gesund", so Langen bei "Tagesschau.de".

"Künstliches Licht hat nur ein Prozent der heilenden Wirkung wie die Sonne selbst. Das wird hier alles unter den Tisch gekehrt, weil man nicht in der Lage ist, zwei Mal im Jahr die Zeit um eine Stunde zu ändern."

Doch auch zu diesem Problem kursieren bereits recht pragmatische wie logische Lösungsvorschläge. Diese sehen einfach die Abschaffung der sogenannten "Normalzeit" - also der Winterzeit - anstelle der Sommerzeit vor.

Laut einer Forsa-Umfrage von 2017 im Auftrag der DAK-Gesundheit mit bundesweit 3.521 Befragten hatte bereits mehr als jeder Fünfte (22 Prozent) schon einmal gesundheitliche Probleme dadurch.

Seit 1996 stellen die Menschen in allen EU-Ländern einheitlich die Uhren am letzten Sonntag im März eine Stunde vor und am letzten Oktober-Sonntag wieder eine Stunde zurück.

Zeitumstellung umstritten: Problem für Gesundheit

Der Nutzen ist umstritten: Laut Umweltbundesamt knipsen die Deutschen wegen der Zeitumstellung im Sommer tatsächlich abends weniger häufig das Licht an - im Frühjahr und Herbst jedoch wird morgens dafür mehr geheizt.

Ausserdem sehen Mediziner Gesundheitsrisiken für empfindsame Menschen.

Die FDP-Europaabgeordnete Gesine Meissner zitierte in der Debatte eine Langzeitstudie. Demnach gebe es nach der Umstellung auf Sommerzeit ein Viertel mehr Herzinfarkte, zwölf Prozent mehr Depressionen und 15 Prozent mehr Krankmeldungen.

Von einem "Mini-Jetlag", der vor allem Kinder und Alte treffe, sprach die Spanierin Inés Ayala Sender von den europäischen Sozialdemokraten.

Andere Abgeordneten warnten vor mehr Verkehrsunfällen wegen Übermüdung sowie Nachteilen für Bauern, deren Kühe nach der Umstellung zunächst weniger Milch geben.

Wieder andere sprachen von übertriebenen "Horrorszenarien".

EU-Kommission prüft Zeitumstellung schon länger

Die EU-Kommission prüft Forderungen nach einer Abschaffung der Sommerzeit bereits seit längerem.

Die Frage werde derzeit unter Berücksichtigung aller verfügbaren Informationen untersucht, sagte eine Sprecherin bereits im Oktober.

Sobald es ein Ergebnis gebe, werde man die Öffentlichkeit darüber informieren.

Eine nationale Entscheidung wurde von der Politik bislang als problematisch angesehen.

Kein nationaler Alleingang

Auf eine Anfrage der FDP-Fraktion im Jahr 2005 antwortete die damalige Bundesregierung: "Für das weitere Funktionieren des EU-Binnenmarktes ist es von wesentlicher Bedeutung, dass Tag und Uhrzeit des Beginns und des Endes der Sommerzeit einheitlich in der gesamten Gemeinschaft festgelegt werden. Die Bundesregierung wird deshalb an der Sommerzeit festhalten, sofern nicht die Mitgliedstaaten der Europäischen Union gemeinsam die Absicht haben, die Sommerzeit abzuschaffen."

Der Weg dahin steht nach dem Beschluss des EU-Parlaments nun jedenfalls offen.

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