• "Life is Strange - True Colors" wird mit Negativ-Bewertungen aus China überschwemmt.
  • Der Grund für das sogenannte "Review Bombing": eine Flagge.
  • Die Spieler sehen darin ein politisches Statement der Entwickler – die schweigen sich bislang allerdings noch aus.

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Die internationale Presse ist sich bei "Life is Strange - True Colors" weitestgehend einig: Das Coming-of-Age-Abenteuer bietet wie die anderen Teile der Spielereihe anspruchsvolles und intelligentes Entertainment mit emotionalem Tiefgang.

In einer Kleinstadt erlebt die junge Frau Alex Chen ihre aussergewöhnliche Empathie als Gabe und Fluch zugleich, während sie den Tod ihres Bruders aufklärt. Nicht wenige Spiele-Redakteure geben offen zu: In den zehn bis zwölf Stunden Spielzeit hätten sie mehrfach geweint.

Auf Valves Vertriebsplattform Steam und anderen Feedback-Seiten wird das für PC und Konsolen erhältliche "Life is Strange: True Colors" jedoch mit Negativbewertungen überhäuft - hauptsächlich von chinesischen Usern.

Chinesische Spieler stören sich an tibetanischer Flagge

Der Grund dafür ist rein politisch motiviert: In der Stadt Haven Springs im Spiel gibt es einen kleinen Laden namens "Treasures of Tibet", in dem auch die tibetische Flagge zu sehen ist.

Die Volksrepublik China erkennt Tibet jedoch nicht als souveränen Staat an, sieht das Land vielmehr als einen untrennbaren Teil seines Staatsgebiets. Die Flagge des Landes gilt dort als Symbol für die Unabhängigkeitsbewegung in der Bergregion und ist verboten.

Das Gros der chinesischen Bewertungen zu "Life is Strange: True Colors" ist deshalb voll mit verärgerten Äusserungen, dass Tibet - wie auch Hongkong, Taiwan und Macau - zu China gehöre und die Flagge in dem Spiel nichts zu suchen habe.

Ob Tibet ein souveräner Staat ist oder nicht, ist seit langer Zeit umstritten. 1959 wurde eine tibetische Exilregierung gegründet. Diese wird zwar von vielen Ländern unterstützt, offiziell anerkannt wird sie allerdings nicht.

Weder Entwickler Deck Nine Games noch Publisher Square Enix haben sich bislang zur Kontroverse noch nicht geäussert.

"Review Bombing": Das steckt dahinter

Die massenhafte Abwertung von Spielen wird in der Gaming-Branche auch als "Review Bombing" bezeichnet und ist inzwischen keine Seltenheit mehr.

In den meisten Fällen hat die dabei geäusserte Kritik allerdings wenig mit der Qualität des Spieles zu tun. Stattdessen versuchen Spieler oft, Spiele zu diskreditieren, die ihnen aufgrund von politischen oder soziokulturellen Ansichten ein Dorn im Auge sind.

So wurden etwa 2020 das Spiel "The Last of Us 2" gezielt auf verschiedenen Plattformen wie Metacritic abgewertet, weil sich unter anderem ein Teil der Spielerschaft stark daran störte, dass im Spiel Aspekte wie Trans- oder Homosexualität verhandelt werden.

Es gibt allerdings auch Fälle von "Review Bombing", bei denen tatsächlich die Qualität des Spiels im Vordergrund steht. Etwa bei dem im Januar 2020 veröffentlichten "Warcraft III: Reforged".

Chinas Einfluss auf die Gaming-Branche wächst

Auch das der Einfluss der Volksrepublik auf den Gaming-Sektor in den letzten Jahren stark anstieg, ist kein neues Phänomen. China gilt als wichtiger Absatzmarkt für Videospiele.

Wegen der dort geltenden strengen Zensur-Regeln kommt es immer wieder vor, dass Spieleentwickler umstrittene Entscheidungen treffen, um die Behörden des kommunistischen Landes nicht zu verärgern.

Im Oktober 2019 war etwa der Hearthstone-Profis Ng Wai Chung alias "Blitzchung" vom Entwickler Blizzard Entertainment von der Teilnahme an Turnieren gesperrt worden. Chung hatte zuvor im Rahmen eines E-Sports-Turniers zur Solidarität mit den Demonstranten in Hong Kong aufgerufen.

Für Blizzard entwickelte sich die Affäre zu einem Debakel. Viele Kritiker warfen dem Studio vor, diese Entscheidung nur deshalb getroffen zu haben, weil sie finanzielle Einbussen auf dem chinesischen Markt befürchteten. (thp)  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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